Osthavelländische
Kreisbahnen
(OHKB)
Nauen - Ketzin
im Wandel (Zeit ab 1990)
Mit dem Zusammenwachsen der beiden deutschen
Staaten nach der Wende 1989 änderten sich
nicht nur die politischen, sondern auch die
wirtschaftlichen Verhältnisse. Die
verbliebene Strecke von Neugarten nach
Ketzin und das Anschlussgleis in Nauen bis
südlich der Berliner Straße blieben davon nicht
verschont.
Blick zum Ende der
Strecke in Nauen, wie er seit 1966 bestanden
hat, zum Aufnahmezeitpunkt am 27.10.1998
wurde nur noch der Anschluss zur
Propangasentladung bedient,
© H. M. Waßerroth
Die Gleisanschlüsse an der Berliner Chaussee
in Nauen wurden nacheinander aufgegeben. Die
Zuckerfabrik Nauen, die einst den Anstoß zum
Bau der Bahn gegeben hatte, ist Geschichte.
Nur der neu errichtete Anschluss zum neuen
Werk für Haushaltgeräte der Firma
Bosch-Siemens, die sich hier niedergelassen
hat, wird noch bedient. Für die
umfangreichen Gleisanlagen im ehemaligen
Kleinbahnhof Nauen gab es bald keinen Bedarf
mehr. Sie wurden zurückgebaut und dafür
3 neue Gleise für die Wagenübergabe gebaut.
Bei dieser Gelegenheit verschwand auch das
Stellwerk Nmt. Somit erinnert heute nichts
mehr direkt an die Anlagen der OHKB.
Gelände des ehemaligen Kleinbahnhofes
Nauen, 12.03.1998,
© H. M. Waßerroth
Gelände des ehemaligen Kleinbahnhofes
Nauen, 12.03.1998,
© H. M. Waßerroth
Gelände des ehemaligen Kleinbahnhofes
Nauen, 12.03.1998,
© H. M. Waßerroth
Gelände des ehemaligen Kleinbahnhofes
Nauen, geradezu das ehemalige
Streckengleis (nun Anschlussgleis),
hinten geht es nach links zur
Unterführung unter der Strecke Berlin -
Hamburg (bis 1964 die Strecke weiter
nach Velten), rechts ab dem
Schwellenkreuz war der Anschluss zur
Zuckerfabrik Nauen, 12.03.1998,
© H. M. Waßerroth
Ehemaliger Kleinbahnhof Nauen, der
1925 errichtete Triebwagenschuppen der OHKB, das damals
rechts vorbeiführende Bahnsteiggleis 52
(Veltener Strecke)
wurde schon vor vielen Jahren ausgebaut,
12.03.1998,
© H. M. Waßerroth
Ehemaliger Kleinbahnhof Nauen, auch
das Stellwerk Nmt hatte die
Reichsbahnzeit überlebt, 12.03.1998,
© H. M. Waßerroth
Im Sommer 2008 wurden 3 Gleise des
Kleinbahnhofes Nauen für die Bedienung des
Anschlusses zum Bosch-Siemens Hausgerätewerk
komplett neu gebaut. Sie entsprechen den
ehemaligen Gleisen 46 bis 48 der Kleinbahn.
Die bis da noch existierenden anderen
Gleise, Übergabegleise der Zuckerfabrik
Nauen, hat man dann zurückgebaut. Für den
Triebwagenschuppen und anschließend das
Stellwerk Nmt kam im Frühjahr 2011 die
Abrissbirne, der ehemalige Wasserturm war
schon 1987 gesprengt worden.
Von den
Osthavelländischen Kreisbahnen stehen heute
noch die Gebäude in der Berliner Straße 111, 113
und 115, das
Direktionsgebäude, ein Angestelltenwohnhaus
und das Bahnhofsdienstgebäude. Sie wurden
unter Denkmalschutz gestellt und in die
Denkmalliste aufgenommen.
Gelände des ehemaligen Kleinbahnhofs Nauen
Berliner Straße heute, das Gleis über die
Berliner Straße ist Geschichte, 26.09.2015,
© H. M. Waßerroth
Blick zum Streckenende südlich der
Berliner Straße in Nauen, das heute auch
nicht mehr erreicht werden kann,
26.09.2015,
© H. M. Waßerroth
Der ehemalige Bahnhof Nauen Berliner Straße
kann heute per Schiene auch nicht mehr
erreicht werden. Die entsprechende Weiche in
km 1,07 der alten Strecke Nauen - Ketzin, ab
hier gehört das Gleis bis zum Ende der
Grundstücksgesellschaft für die Stadt Nauen
mbH, wurde ausgebaut. In Betrieb ist nur
noch von hier das neue Anschlussgleis zum
Bosch-Siemens-Werk. Mit Sanierung der
Berliner Straße verschwand der Bahnübergang
über die selbe und die verbliebenen Gleise
sind größten Teils zugewachsen oder
abgebaut.
In Ketzin verlegte 1991 das
Kraftfuttermischwerk seine Transporte von
der Schiene auf die Straße und das Werk für
Gleisbaumechanik in Brandenburg-Kirchmöser
schloss seine Außenstelle in der ehemaligen
Betriebswerkstatt der Osthavelländischen
Kreisbahn.
Nach Auszug des Werkes für
Gleisbaumechanik nutzte ein Autohaus kurze
Zeit die Anlagen, Ketzin
1996,
Slg.
H. M. Waßerroth
Großer Bahnhof war dann noch einmal
anlässlich einer Sonderfahrt, aufgenommen am
08.09.1991, Foto:
H.M. Waßerroth
Es wurde ruhig in Ketzin und der
Strecke schien das gleiche Schicksal, wie
vielen anderen Strecken zu drohen.
Doch 1993 entstand in der Nähe von Röthehof
im Winkel zwischen der Landstraße Nauen -
Ketzin und der alten Bahnlinie ab dem
Bahnübergang mit der Landstraße nach Tremmen
ein riesiges Auslieferungs- und
Technikzentrum für Logistik rund um das
Auto. Die Firma Mosolf sicherte und sichert
wieder regelmäßige Transporte auf der
Schiene, wenn es auch nur 3 km ab Neugarten
sind. Im August 2011 wurde dieser Abschnitt
von der DBAG vollständig neugebaut.
Ehemaliger Bahnhof/Abzweig Röthehof vor der
Gleiserneuerung, die Reste des Bahnsteiges
sind noch gut zu erkennen, die Gebäude auf
dem Bahnsteig gibt es nicht mehr, nur der
Streckenfernsprecher blieb erhalten, der Schienenstoß
im Vordergrund war das Weichenende der
Anschlussweiche zur WHKB, 29.10.2010,
© H. M. Waßerroth
Neue Gleise in Röthehof, Bahnübergang im
ehemaligen Bahnhofsbereich,
bei dem Umbau waren auch die Reste des
Bahnsteiges beseitigt worden, bei genauem
Hinschauen sind aber vereinzelt noch Spuren
zu finden, 10.03.2012,
© H. M. Waßerroth
Ehemaliges Stellwerk im Bahnhofsgebäude
Ketzin, Hebelbank der Bauart Gast mit
Sonderkonstruktionen, 1961 aufgestellt,
insgesamt 7 Hebel v.r.n.l.
(entnommen aus Verschlussplan):
Einfahrsignal A, Weiche 1 (erhöht),
Weiche 3 (teilweise verdeckt), Riegel
für Weiche 4 und 5 in +-Stellung, Weiche
2,
Riegel
für Weiche 2 und Riegel für Weiche 1
(abhängig verbunden), außerdem (nicht
sichtbar): 2 Fahrstraßenhebel und 3
Taster für Ra11a je an Gl. 2, 3 und 4 (Signalbezeichnung DR),
© Fam. Seeger,
Slg. H. M.
Waßerroth
52 8075-5 am 29.02.1992 im Bahnhof Ketzin, deutlich
sind die Spannwerke für die fernbedienten
Weichen und das Einfahrsignal auf dem
ehemaligen Bahnsteig zu sehen (um was für
einen Zug es sich hier handelt, ist bisher
nicht bekannt),
© Fam. Seeger,
Slg. H. M.
Waßerroth
Hier der gleiche Zug mit 52 8075-5 am
29.02.1992 im Bahnhof Ketzin,
Slg. H. M. Waßerroth
Bahnhofsbüro Ketzin,
© Fam. Seeger, Slg. H. M. Waßerroth
1994 kam es zur Reaktivierung der Strecke
nach Ketzin. Mülltransporte von Berlin
zur Deponie in Vorketzin sollten wieder
mit der Eisenbahn erfolgen. Seit Ende
1992 vorbereitet, erprobte die Deutschen Bahn AG
im Vorfeld die Zuführung per Bahn. Doch
der Anschluss Vorketzin existierte nicht
mehr, so mussten die Züge mit in
Spezialcontainern verpresstem Müll bis
zum Bahnhof Ketzin gefahren werden. Dort
lud man die Container mit 2 EDK 500 auf
Straßenfahrzeuge und brachte sie dann
zur Entladung zur Deponie. Ab 10.10.1994
rollten 5 Mal pro Woche 40 Müllcontainer
von Berlin-Ruhleben nach Ketzin. Hierzu
wurden vom Geschäftsbereich Netz,
Niederlassung Stendal der Deutschen Bahn
AG neue Ausführungsbestimmungen zur
Dienstvorschrift für den vereinfachten
Nebenbahndienst (AbzVND) für die Strecke
211: Neugarten - Ketzin (damalige
Bezeichnung) erarbeitet. Diese sollten ab Oktober 1994
gültig sein und die bisherigen AbzVND Heft 8
vom 15.12.1985 ersetzen. Der sonst besetzte
Bahnhof Ketzin wurde zur Vereinfachung der
Betriebsführung ein unbesetzter Bahnhof, das
Bahnhofsbuch war einzuziehen. Die bestehende Fernbedienung für
die Weichen W 1 bis W 5 und die Signale
wurden ausgebaut. Einfahr- und
Rangiersignale (Ra11 und Ra 12) entfielen,
die Stellwerksanlagen wurden umfassend und
gründlich entfernt.
Die Umsetzung verzögerte sich und konnte
erst Anfang 1995 abgeschlossen werden. Alle Weichen waren nun
ortsbedient und verschlossen, das
Einfahrsignal ersetzte eine Trapeztafel. So
konnte auf ein Betriebseisenbahner als
Fahrdienstleiter im im Bahnhofsgebäude
befindlichen damaligen Stellwerk B 1
verzichtet werden.
Umladen der Spezialcontainer in Ketzin
1996, Slg. H. M. Waßerroth
Umladen der Spezialcontainer in Ketzin
1996, Slg. H. M. Waßerroth
Am
01.09.1997 konnte die von der
Osthavelländischen Eisenbahn (OHE) mit
eigenen Mitteln aber im Auftrag der MEAB und
auf deren Gelände liegende neu wieder aufgebaute
Ausweichanschlussstelle Vorketzin in Betrieb
genommen werden. Mit dem Einstieg in die
Transportkette des Berliner Hausmülls wollte
sich die OHE ein neues Standbein schaffen.
Bereits 1999 war mit dem Mülltransport nach
Vorketzin aber wieder Schluss. Durch die
praktizierte Mülltrennung und immer stärkerer
Auflagen bei der Deponierung ging das
Müllaufkommen stetig zurück. Dazu kam der
Kostenpoker um die Einlagerung auf der
Deponie zwischen dem Land Berlin, den
umliegenden Gemeinden und der MEAB als
Deponiebetreiber.
Wiederaufbau des Anschlusses
Mülldeponie Vorketzin 1997,
© Fam. Seeger, Slg. H. M. Waßerroth
Ausweichanschlussstelle Mülldeponie
Vorketzin, Blick Richtung Neugarten,
20.10.1997,
© H. M. Waßerroth
Ausweichanschlussstelle Mülldeponie
Vorketzin, Blick Richtung Ketzin,
20.10.1997,
© H. M. Waßerroth
Ausweichanschlussstelle Mülldeponie
Vorketzin, 20.10.1997,
© H. M. Waßerroth
Anschluss Mülldeponie Vorketzin,
20.10.1997,
© H. M. Waßerroth
Nach
Inbetriebnahme des Anschlusses in Vorketzin
gab es für den Abschnitt bis Ketzin erneut
keinen Bedarf und somit auch keinen
nennenswerten Zugverkehr mehr. Die beiden
Eisenbahnkrane blieben lange Zeit in Ketzin
stehen, wurden wohl auch woanders nicht mehr
gebraucht. Irgendwann hat man sie dann aber
doch weggefahren. Vereinzelte Sonderfahrten
zum alljährlichen Fischerfest im August und
damit verbundene Streckenkontrollfahrten
brachten kaum Leben auf die Strecke.
Zeitweise stand am Anschluss in Vorketzin
sogar eine Sh 2-Scheibe im Gleis nach Ketzin
und signalisierte, dass die letzten 3 km
außer Betrieb sind. Sie wurden aber nicht
stillgelegt!
Bahnhof Ketzin, die 2 EDK 500 warten im
Gleis 5 auf ihr Schicksal, 20.10.1997,
© H. M. Waßerroth
Bahnhof Ketzin, Blick über die Rampe an
Gleis 6 und 7 auf Gleis 5, 20.10.1997,
© H. M. Waßerroth
Bahnhof Ketzin, Blick zur Ausfahrt
Richtung Neugarten, 20.10.1997,
© H. M. Waßerroth
Bahnhof Ketzin, Blick über die
zugewachsenen Gleise 6 und 7, 20.10.1997,
© H. M. Waßerroth
Anschluss Mülldeponie Vorketzin, im
Streckengleis nach Ketzin stand nun eine Sh 2 - Scheibe,
27.10.1998,
© H. M. Waßerroth
Am 11. November 1992
begann mit der Grundsteinlegung an der
Elbebrücke Hämerten der Bau der
Schnellfahrstrecke Berlin - Hannover.
Parallel zum Bau der Neubaustrecke erfolgte
eine Sanierung der Lehrter Bahn, hierbei
auch als Stammbahn bezeichnet. Sie war vor
dem Zweiten Weltkrieg eine der bedeutendsten
West-Ost-Magistralen Deutschlands. Die neue
Schnellfahrstrecke liegt im Bereich des
Landes Brandenburg nördlich direkt neben der
Stammbahn. 1991 wurde die Neubaustrecke wie
auch die Sanierung der Stammbahn als
Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 4 in
den Katalog der 17 Verkehrsprojekte Deutsche
Einheit aufgenommen. Das Projekt war ferner
Bestandteil der nördlichen Hauptachse
Paris–Brüssel–Köln–Hannover–Berlin im
Europäischen Infrastrukturleitplan. Die
Stammstrecke sollte durch die Sanierung für
Fahrgeschwindigkeiten von 160 statt 120 km/h
ausgebaut werden, sowie Grobplanum und
Ingenieurbauwerke der seit dem Zweiten
Weltkrieg weitgehend eingleisigen
Stammstrecke zwischen Staaken und Stendal
sollten für die Aufnahme eines zweiten
Gleises vorbereitet werden. Ursprünglich war
geplant, auch die Stammstrecke zu
elektrifizieren. Aus Kostengründen wurde
schließlich festgelegt, die Stammstrecke
größtenteils nur eingleisig für den
Regional- und Güterverkehr im Dieselbetrieb
auszubauen.
Von all diesen
Umbaumaßnahmen war auch der an der Stammbahn
liegende Bahnhof Neugarten betroffen. Einst
eigens für den Anschluss der OHKB an die
Staatsbahn entstanden, wurde dieser Bahnhof
in heutiger Zeit entbehrlich. Auch als
Kreuzungsbahnhof für die durch Entfernung
des zweiten Streckengleises eingleisige
Stammstrecke konnte auf ihn verzichtet
werden. Eventuelle Zugbildungsaufgaben für
Züge zum Übergang auf die Nauen - Ketziner
Strecke erfolgen heute vornehmlich im
Rangierbahnhof Wustermark oder Züge kommen
direkt vom Berliner Außenring über Priort.
Den damaligen
Bahnübergang Neugarten ersetzt nun eine Straßenbrücke,
das Stellwerk wurde abgerissen und aus dem
Bahnhof wurde eine Abzweigstelle. Einige
Bahngebäude haben aber außerhalb der
Lärmschutzwand überlebt und sind noch heute
erhalten.
Blick über den Bahnhofe Neugarten vor
Beginn des Umbaus, hinten zu sehen das
Befehlsstellwerk B 1, aufgenommen am 17.03.1996,
© H. M. Waßerroth
Rückbau des Bahnhofes Neugarten zu einem
Abzweig, links daneben die im Bau
befindliche Hochgeschwindigkeitstrasse
Berlin - Hannover, Blickrichtung zum bereits
abgerissenen Personenbahnhof, 23.02.1998,
© H. M. Waßerroth
Rückbau
des Bahnhofes Neugarten zu einem Abzweig,
rechts daneben die im Bau befindliche
Hochgeschwindigkeitstrasse Berlin -
Hannover,
Blick über die Übergabegleise 7 und 6
zur OHKB in Neugarten Süd, Gleis 5 war
bereits zurückgebaut,
23.02.1998,
© H. M. Waßerroth
Rückbau
des Bahnhofes Neugarten zu einem Abzweig,
Verbindungskurve zum Bf. Neugarten Süd, das
Formsignal als Einfahrsignal wurde schon vor
Jahren durch ein Lichthauptsignal ersetzt,
23.02.1998,
© H. M. Waßerroth
Rückbau
des Bahnhofes Neugarten zu einem Abzweig,
Verbindungskurve - das Lichthauptsignal der
Reichsbahn vom Bild darüber wird nun durch
ein Ks-Signal ersetzt, 12.03.1998,
© H. M. Waßerroth
Rückbau des Bahnhofes Neugarten zu einem
Abzweig, links daneben die im Bau
befindliche Hochgeschwindigkeitstrasse
Berlin - Hannover, die Gleisverbindung von
Neugarten Süd nach links führt vor der
Erneuerung hier noch in die alte
Stammstrecke Berlin - Stendal (Lehrter
Bahn), 23.02.1998,
© H. M. Waßerroth
Rückbau des Bahnhofes Neugarten zu einem
Abzweig, der alte Güterschuppen vom Bahnhof
Neugarten,
23.02.1998,
© H. M. Waßerroth
Rückbau des Bahnhofes Neugarten zu einem
Abzweig, neben dem Güterschuppen ein
weiteres Bahnhofsgebäude, 23.02.1998,
© H. M. Waßerroth
Rückbau
des Bahnhofes Neugarten zu einem Abzweig,
von
diesem Ortsfernsprecher war kein
Fahrdienstleiter mehr zu
erreichen - das
Befehlsstellwerk war schon den Baumaßnahmen
gewichen, 23.02.1998, © H. M. Waßerroth
Bei der
Strecke Neugarten - Ketzin handelt es sich
um die Gründungsstrecke, mit der 1892 die
Geschichte der Osthavelländischen Eisenbahn
begann. Deshalb sah das Unternehmen
Havelländische Eisenbahn AG "eine Herzensaufgabe"
darin, die Gleise bis
Ketzin zu reaktivieren.
Der Versuch
der OHE, heute firmierend unter dem Namen
Havelländische Eisenbahn Aktiengesellschaft
(HVLE), über einen Restitutionsantrag die
nach dem Zweiten Weltkrieg enteignete
Gründungsstrecke zurückzuerhalten,
scheiterte. Obwohl diese Strecke für einen
ständigen Betrieb kein Potenzial mehr hat,
hat die HVLE die im 1. Halbjahr 2010 von der
DBAG ausgeschriebenen 6,45 km vom Anschluss
Mosolf in km 3,050 bis einschließlich Ketzin
im Jahr 2011 zurückgekauft. Die Angaben zum
Zustand der Strecke, die die DBAG bei der
Ausschreibung als Basis darlegte, waren
allerdings alles andere als real. Der
Oberbau war durch die unterlassene Pflege in
den Jahren nach 1990 in einem derart
schlechten Zustand, so dass die angegebene
zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h
eher ein Wunschtraum war. Selbst in der La (wöchentlich
herausgegebene Übersicht der vorübergehend
eingerichteten Langsamfahrstellen) und in
den örtlichen Richtlinien der DB AG fand
sich für den Abschnitt Mosolf Anst -
Vorketzin Anst der Eintrag, dass seit
06.07.2005 die Höchstgeschwindigkeit auf 20 Km/h
wegen Oberbaumängel begrenzt ist. An diesem Zustand
hat sich seit dem nicht viel geändert.
Strecke am Bahnübergang Tremmener
Landstraße, Blick Richtung Etzin,
29.10.2010,
© H. M. Waßerroth
rechts am Horizont der 57 Meter hohe
Müllberg der Deponie Vorketzin
Was
wirtschaftlich sinnvoll erschien, wurde
zwischenzeitlich gemacht, so dass die HVLE
als Betreiber zwischen dem Logistikzentrum
Mosolf bei Etzin und der Mülldeponie bei
Bedarf Züge mit Kies zur Abdeckung der
Deponie fahren konnte. Die Strecke auf den
letzten drei Kilometern von der
Anschlussstelle Deponie Vorketzin bis zum
Bahnübergang Nauener Straße in Ketzin wurde
an den Verein AG Osthavelländische Kreisbahn
e.V. verpachtet. Die Weiterführung bis zum
Hafen und Anschluss Mischfutterwerk ist
bereits vor einiger Zeit demontiert worden.
Dieser Verein hat sich zur Aufgabe gestellt,
den Bahnhof größtmöglich zu erhalten und für
Sonderfahrten und museale Zwecke zu nutzen.
Die dargestellte Silhouette auf dem Bild
hierunter wird womöglich bald nur noch historisch
sein. Das Grundstück etwa ab Giebel der
ehemaligen Lokleitung vor dem alten
Lokschuppen mit altem Lokschuppen und
ehemaliger Lackierhalle (weißes Gebäude
hinten links) gehörte weiterhin der DB AG
und wurde seiner Zeit nicht von der HVLE mit
erworben. Die DB AG hatte dieses
Grundstück (ca. 10.000 m2) Ende 2016 in einer verdeckten
Auktion zum Verkauf ausgeschrieben. Was das
nun für Auswirkungen für den hier ansässigen
Verein, der als Mieter in der ehemaligen
Lackierhalle seine Fahrzeuge wartet, war
dadurch nicht klar absehbar. Nach
Verhandlungen mit dem zukünftigen
Grundstückseigner konnte für die
Grundstücksteilfläche mit den Gleisen 13 und
14 zum Ende 2017 ein Pachtvertrag
geschlossen werden.
Im ersten Halbjahr 2017 beschloss die hvle,
sich von der noch bestehenden
Strecke Neugarten - Ketzin wieder zu trennen.
Dieser Streckenteil wurde
zum Verkauf ausgeschrieben. Nach Ablauf der
Bieterfrist ist für den Abschnitt Anschluss
Mosolf - Anschluss Müllplatz Vorketzin im
Oktober 2016 das Stilllegungsverfahren
eingeleitet worden, nachdem
hier wegen Oberbaumängel seit Mitte 2016
kein Betrieb mehr möglich war. Relevante
Bewerber für die Strecke gab es nicht. Aus
der weiter bestehenden Anschlussbahn Ketzin
ab Vorketzin wurde ein Inselbetrieb mit
Gelegenheitsverkehr von Arbeitszügen zum
Streckenerhalt.
Mitte April 2018 wurde dann der auf der
Anschlussbahn Ketzin im Bahnhof Ketzin hinterstellte und vom dortigen
Verein "AG
Osthavelländische Kreisbahn e.V."
betreute VT 18.16. der Deutschen Reichsbahn
in Richtung Verkehrsmuseum Nürnberg mit
Sondergenehmigung über die noch bestehende
Infrastruktur des am 20.11.2017
stillgelegten Abschnittes Anschluss Mosolf -
Anschluss Müllplatz Vorketzin abgefahren.
Wohl auf weite Sicht der letzte
offiziell gefahrene Zug auf dieser
Strecke.
Seit zweiter Jahreshälfte 2018 laufen
Bestrebungen, die gesamte Strecke zu
reaktivieren und von Wustermark aus
Reiseverkehr nach Ketzin
anzubieten. Dazu muss die Strecke nach
Eisenbahnbetriebsordnung (EBO) vom
Eisenbahnbundesamt neu zugelassen werden,
was einen generellen Streckenumbau
voraussetzt und viele Millionen Euro
Steuergelder kosten wird. Und
— der
Bahnhof Ketzin mit seinen historisch
gewachsenen Gleisanlagen wird höchst
wahrscheinlich auf ein Gleis mit
Bahnsteig für den ankommenden und
abfahrenden modernen Triebwagen (wie
beim
ehemalige Bahnhof Tessin bei Rostock)
reduziert.
Bahnhof Ketzin, aufgenommen am 24.11.2012,
langsam wurde
alles wieder frei gelegt,
© H. M. Waßerroth
Bahnhof Ketzin,
aufgenommen am 19.07.2014, das
Bahnhofsgebäude erstrahlt in neuem Glanz -
hat dabei aber wie bei vielen
Bahnhofsgebäuden in privatem Besitz, seinen
Bezug zur Bahn weitestgehend verloren,
© H. M. Waßerroth
nach oben
Weiter zu Vorketzin - Ketzin als
Anschlussbahn
Zurück zu
Unternehmen
Zurück
zu Nauen - Ketzin (Stammstrecke)
Vers.
3.2.0. vom 08.11.2020
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