Osthavelländische
Kreisbahnen
(OHKB)
- Das
Unternehmen-
Streckennetz der OHKB,
bzw. Strecken die von der OHKB betrieben
wurden, Repro:
Slg H. M. Waßerroth
Die OHKB (AG Osthavelländische Kreisbahnen)
als Verkehrsunternehmen
Angeregt durch die Absicht eines
Privatunternehmers, Nauen und Ketzin mit
einer Eisenbahn zu verbinden, nutzte der
Kreis Osthavelland die Gelegenheit, der
Stadt Ketzin den schon lange gewünschten
Bahnanschluss zu verschaffen. Bei dieser
Gelegenheit sollten die zwischen den beiden
Städten liegenden Ortschaften dem
allgemeinen Verkehr erschlossen werden. Noch
vor Erlass des preußischen Kleinbahngesetzes
einigten sich am 10.05.1892 alle an der Bahn
Interessierten, eine normalspurige Kleinbahn
herzustellen und zu diesem Zwecke eine
Gesellschaft mit einem Grundkapital von
700.000 Mark, wovon
der Kreis Osthavelland
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250.000 Mark
|
die Stadt Nauen
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100.000 Mark
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die Stadt Ketzin
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100.000 Mark
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die Zuckerfabrik Nauen
|
100.000 Mark
|
ein Ziegeleibesitzer aus Ketzin
|
100.000 Mark
|
der Bauunternehmer Lenz
|
50.000 Mark
|
in Aktien zeichnen sollten, zu bilden. Die
Gründung der Aktiengesellschaft
Osthavelländische Kreisbahnen erfolgte dann
am 17.08.1892 mit dem vorgesehenen
Grundkapital von 700.000 Mark, gezeichnet
von den Gründern:
Domgutpächter Major a.D. Kuno
Friedrich Lippold von Bredow auf
Bötzow
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mit 250.000 Mark
|
SStadtrat Karl Heinrich Wilhelm
August Ringewaldt zu Nauen
|
mit
100.000 Mark
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Rittergutbesitzer Friedrich Wilhelm
Albrecht zu Ketzin
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mit
100.000 Mark
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Fabrikbesitzer Paul Friedrich Carl
Maaß zu Ketzin
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mit
100.000 Mark
|
der Großherzoglich-Mecklenburgische
Geheime Kommercienrat Theodor
Friedrich Carl Lenz zu Stettin
|
mit 50.000 Mark
|
der Direktor der Zuckerfabrik Nauen,
Herrmann Weule, zu Nauen
|
mit 100.000 Mark
|
Die
Einträglichkeitsberechnung für die Bahn
Nauen - Ketzin ergab eine 5%ige Verzinsung
des Anlagekapitals. In das Handelsregister
beim Amtsgericht Nauen wurde die
Aktiengesellschaft am 19.04.1893
eingetragen.
Bereits das erste Betriebshalbjahr 1893/94
zeigte, dass die Anlagen den Güterverkehr
nicht bewältigen konnten. Umfangreiche
Umbau- und Ausbaumaßnahmen, Vermehrung der
Betriebsmittel und Neubauten erforderten
1899 eine Erhöhung des Aktienkapitals um
180.000 Mark. Im gleichen Jahr musste das
Aktienkapital nochmals um 220.000 Mark für
den weiteren Erwerb von Betriebsmitteln
aufgestockt werden. Den Wagenpark, vor allem
die Zahl der offenen Güterwagen erhöhte man
von ursprünglich 35 ganz beträchtlich auf
108. Auch der Oberbau erhielt zur
Bewältigung des gewachsenen Verkehrs eine
Verstärkung (stärkere Laschen, Vermehrung
der Schwellen und teilweise Einbau
schwererer Schienen).
In dieser und späterer Zeit wurden eine
größere Anzahl Neubauplanungen geprüft bzw.
bearbeitet. Besonders intensiv bemühte man
sich um das Projekt der Verlängerung der
Bahn über Ketzin hinaus nach Wildpark, sogar
die Zeichnung von Aktien im Wert von
1.150.000 Mark war bereits beschlossen. Erst
der Entschluss der Staatsbahn, eine Strecke
von Nauen unmittelbar nach Wildpark zu
bauen, stoppte alle Bemühungen. Von den
weiteren anderen Projekten kamen zur
Ausführung:
- die Kleinbahn von Brandenburg nach
Röthehof mit Abzweigung Roskow - Brandenburg
Altstadt (Länge rund 45 km) auf Rechnung des
Kreises Westhavelland,
- die Kleinbahn Nauen - Velten mit Abzweig
Bötzow - Spandau (Länge rund 43 km) auf
Rechnung des Kreises Osthavelland und
- die Kleinbahn Lüben - Kotzenau in
Schlesien, von 1914 bis 1916 erbaut (Länge
rund 28 km).
Reisezugfahrplanübersicht für
alle von der OHKB betriebenen Strecken;
-"Gültig vom 2. November 1914 bis auf
Weiteres"-
Repro: © H. M. Waßerroth
Während die OHKB die Betriebsführung der
beiden erstgenannten Kleinbahnen bis nach
dem zweiten Weltkrieg übernahm, trennte sie
sich bereits im Jahre 1919 von der Strecke
Lüben - Kotzenau auf Grund der örtlich
entfernten Lage.
Weitere Ausdehnungen erfolgten nicht mehr,
jedoch wurden die Anlagen der Gesellschaft
im Laufe der Jahre in umfangreichem Maße
ausgebaut.
In den 1920er Jahren hat sich die
Gesellschaft der Entwicklung der Technik
entsprechend mit der Verwendung moderner
Motoren befasst. Resultierend daraus
erfolgten die Beschaffung von Triebwagen und
die Einrichtung von Omnibuslinien. Betrieben
wurden zu Kriegsbeginn 2 Kraftfahrlinien:
- Bf. Spandau-West - Bf.
Spandau-Johannisstift - Schwanenkrug -
Schönwalde - Bötzow ,
eröffnet am 15.05.1929 mit 22km Länge und
- Nauen - Ketzin, eröffnet am 01.09.1936 mit
21 km Länge.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges standen
als Betriebsmittel 14 Omnibusse und 7
Omnibus-Anhänger zur Verfügung. Für den
Gelegenheitsverkehr gab es am Bf. Ketzin und
auf dem Bf. Spandau-Johannisstift je einen
Stützpunkt. 1929 entstand in Ketzin
gegenüber dem Bahnhof eine eigene
Kraftfahrzeugreparaturwerkstatt. Der AG
gehörten 3 Kraftwagen, 10 Kleinfahrzeuge und
sogar 5 Tankstellen.
Einer der neu beschafften Omnibusse der OHKB,
Repro: H.M. Waßerroth
Die Zahl der Hochbauten, die für den
Bahnbetrieb und als Wohnung für das Personal
errichtet wurden umfasste zum 40-jährigen
Gesellschaftsjubiläum 28 Stationsgebäude und
15 Wohngebäude mit 36 Dienstwohnungen.
Begann der Bahnbetrieb 1893 bescheiden mit 3
Lokomotiven, 3 Personenwagen und 35
Güterwagen, musste der Betriebsmittelpark
dem steigenden Verkehr und der zunehmenden
Ausdehnung des Unternehmens entsprechend bis
Ende 1938 auf insgesamt
11 Dampfloks,
3 Triebwagen,
17 Personenwagen,
4 Packwagen,
231 Güterwagen und
2 Bahndienstwagen
erweitert werden. Da der OHKB auf den
Westhavelländischen Kreisbahnen nur die
Betriebsführung oblag und die Bahn selbst
dem Kreis Westhavelland gehörte, sind deren
Betriebsmittel und Anlagen nicht
mitgerechnet. Für einen reibungslosen
Betriebsablauf durften aber alle Fahrzeuge
das gesamte Kleinbahnnetz befahren. Auch der
wechselweise Übergang von Güterwagen mit der
Reichsbahn war gestattet.
OHKB-Lok 12 (AEG 1925 / Fabr.-Nr. 3151)
Ch2t, spätere DR 89 6480, ausgemustert
06.11.1968
Foto: Slg. H.M. Waßerroth
3 Lokomotiven dieses Typs wurden von der OHKB
beschafft und sind dann auch 1949 von der
Deutschen Reichsbahn übernommen worden.
Fuhren sie anfangs nur auf den von der OHKB
betriebenen Strecken, kamen sie unter
Reichsbahnregie doch recht weit herum und
gehörten zahlreichen Bahnbetriebswerken an.
AEG 1925/ 3106 - Ch2t,
OHKB Nr. 11, spätere DR 89 6479,
ausgemustert am 07.08.1967,
verschrottet am 22.01.1968 im Raw Halle
AEG 1925/ 3151 - Ch2t,
OHKB Nr. 12, spätere
DR 89 6480, ausgemustert am 06.11.1968,
verschrottet am 03.12.1968 im Raw Stendal
AEG 1925/ 3152 - Ch2t,
OHKB Nr. 13, ab 1929
WHKB 5'', spätere DR 89 6481,
ausgemustert am 08.07.1970,
verschrottet am 10.09.1970 im Raw Stendal
Für den Einsatz auf der
Spandau-West-Hennigsdorfer Kleinbahn, sie
existierte von 1923 bis 1945, gehörte der
AEG in Hennigsdorf und war Bestandteil des
Berliner Straßenbahnnetzes mit der
Linien-Nummer 120, wurden zum Ende des
Jahres 1922 zwei Benzoltriebwagen beschafft.
Diese baugleichen Fahrzeuge nahmen am
08.01.1923 mit den Betriebsnummern 6001 und
6002 den Betrieb auf der neu erbauten
Kleinbahn auf. Zwischen Spandau
Johannisstift und Nieder Neuendorf (Kr.
Osthavelland) nutzte die Kleinbahn die
Anlagen der OHKB Strecke Bötzow - Spandau.
Wegen starken Verkehrsaufkommens zu den
Schichtwechselzeiten im AEG-Werk ist 1925
ein dritter Triebwagen, noch mit der
Betriebsnummer 6003 versehen, beschafft
worden. Der Grundaufbau ähnelte den bereits
vorhandenen Wagen, der wagenbauliche Teil
kam aber von der Dessauer Waggonfabrik und
hatte daher ein nur ähnliches Aussehen. Im
Jahr 1925 erfolgte eine Umzeichnung aller 3
Fahrzeuge in 8001 - 8003.
Nach Eigentumsübergang der Strecke von
Nieder Neuendorf (Kr. Osthavelland) nach
Hennigsdorf am 01.01.1929 auf die BVG
schlossen BVG und die OHKB im Juni 1929
einen Vertrag zur Elektrifizierung der
Strecke vom Anschluss an die Straßenbahn in
Spandau Johannisstift über Nieder Neuendorf
(Kr. Osthavelland) nach Hennigsdorf. Die mit
Aufnahme des elektrischen Betriebes am
11.11.1929 nicht mehr benötigten Triebwagen
8001 - 8003 und zwei Beiwagen der ehemaligen
Schmöckwitz-Grünauer Uferbahn gingen in den
Bestand der OHKB über. Die Triebwagen wurden
mit den Nummern Tw 1 bis Tw 3 im
Nummernschema der OHKB aufgenommen.
Triebwagen Tw 1, Tw 3 und Tw
2 (v.l.n.r.) vor dem Schuppen in Nauen 1938,
Wasserturm wie dann auch der Schuppen sind
heute abgerissen, Slg. H.
M. Waßerroth
Wagenkasten: Linke-Hoffmann Breslau,
Antrieb: AEG und Nationale
Automobil-Gesellschaft
Berlin-Schöneweide 1922/ ? - B, Gattung CvT,
BSt 6001, ab 1924 8001, ab 1929 OHKB
Tw 1,
ab 1950 VT 133 501, nach Umbau 1953-58 VT
135 501II,
bekam noch die EDV-Nr. 186 010-5
ausgemustert am 02.07.1970,
verschrottet am 28.08.1970 in Raw
Wittenberge
Wagenkasten: Linke-Hoffmann Breslau,
Antrieb: AEG und Nationale
Automobil-Gesellschaft
Berlin-Schöneweide 1922/ ? - B, Gattung CvT,
BSt 6002, ab 1924 8002, ab 1929 OHKB
Tw 2,
ab 1950 VT 133 502, nach Umbau 1953-58 VT
135 502II,
ausgemustert am 09.10.1965,
verschrottet am 06.07.1968 in Raw
Wittenberge
Wagenkasten: Dessauer Waggonfabrik, Antrieb:
AEG und Nationale Automobil-Gesellschaft
Berlin-Schöneweide 1925/ 3030 - B, Gattung CvT,
(BSt 6003,) ab 1925 8003, ab 1929 OHKB
Tw 3,
ab 1950 VT 133 503, ausgemustert vor 1955
Tw 3 der OHKB (mit 6 Zylinder-NAG-Motor mit 75 PS) umgerüstet auf Wisco
Fahrzeug-Gasgenerator, Reinigerseite,
Foto: WISCO Fahrzeug-Gasgeneratoren Grau,
Isendahl & Co KG, Berlin-Halensee, Repro: Slg. H.M. Waßerroth
Tw 3 der OHKB (mit 6 Zylinder-NAG-Motor mit
75 PS) umgerüstet auf Wisco
Fahrzeug-Gasgenerator,
Generatorseite,
Foto: WISCO Fahrzeug-Gasgeneratoren Grau,
Isendahl & Co KG, Berlin-Halensee, Repro: Slg. H.M. Waßerroth
Tw 3 der OHKB (mit 6 Zylinder-NAG-Motor mit 75 PS) umgerüstet auf Wisco
Fahrzeug-Gasgenerator, hinterer Führerstand
mit den 3 Hebeln (rechts) für Holzkohlegas,
Frischluftzusatz und Benzinzusatz,
Foto: WISCO Fahrzeug-Gasgeneratoren Grau,
Isendahl & Co KG, Berlin-Halensee, Repro: Slg. H.M. Waßerroth
Zwei dieser Triebwagen der Bauart Mosel der Wagonfabrik
Wismar beschaffte auch die OHKB 1939, hier
Tw 6 der OHKB,
Repro Werk-Foto: Slg. H.M. Waßerroth
Waggonfabrik Wismar 1939/ 21 129 - (1A)(A1),
Gattung C4vT, OHKB Tw 5, späterer DR VT 137
523,
ausgemustert am 12.11.1970, verschrottet am
28.05.1971 in Luckau
Waggonfabrik Wismar 1939/ 21 130 - (1A)(A1),
Gattung C4vT, OHKB Tw 6, späterer DR VT 137
524,
ausgemustert am 12.04.1967, verschrottet am
31.05.1967 im Raw Dessau
Beide Triebwagen wurden am 11.09.1939
abgeliefert. Sie gehörten zum Typ "Mosel"
der Waggonfabrik Wismar, hatten eine
dieselmechanische Kraftübertragung mittels
Mylius-Getriebe und wurden als einzige
dieser Serie mit Junkers-Dieselmotoren
ausgerüstet. Diese Motoren müssen sich
jedoch nicht
bewährt haben, denn bei der Übernahme durch
die Deutsche Reichsbahn 1949 wurden
Deutz-Motoren mit je 2 x 96 kW (130 PS)
angegeben.
Als einziges Fahrzeug dieser aus 11
Fahrzeugen bestehenden Serie
der Waggonfabrik Wismar ist heute noch der
spätere DR VT 137 527,
ex. Prenzlauer Kreisbahnen T 04, im
Brandenburgischen Museum für
Klein- und Privatbahnen in Gramzow /
Uckermark zu besichtigen.
Foto: 12.06.2012
Quelle: www.uckermark-region.de
Gerade die Übernahme großer Mülltransporte
aus Berlin brachte der Gesellschaft gute
Einnahmen. Weitere wesentliche
Transportgüter waren Zuckerrüben,
Rübenschnitzel, andere landwirtschaftliche
Erzeugnisse, Steine, Holz, Kies und Sand,
Dünger, Kohle, flüssige Brennstoffe u.a.
Die zunehmende Entwicklung des Kraftverkehrs
spürte auch die OHKB. Das einstige
Verkehrsmonopol der Eisenbahn in ihrem
Einzugsgebiet ging verloren. Trotzdem blieb
der Hauptteil der bisherigen Aufgaben, die
Verbindung des flachen Landes mit den großen
Fernbahnlinien, die Beförderung großer
Güter- und Personenmassen zu mäßigen
Preisen, erhalten.
In der Zeit nach der Wirtschaftskrise Anfang
der 1930er Jahre stiegen die
Transportleistungen wieder. Auch während des
Krieges gab es ein hohes Verkehrsaufkommen,
aber mit immer mehr Einschränkungen. Busse
wurden wegen Kraftstoffknappheit auf
Holzvergaser umgebaut. 1943 folgte auf Grund
von Bombenschäden die Stilllegung des
Abschnittes Spandau-West -
Spandau-Johannisstift.
Büssing-Bus (mit 6 Zylinder-Büssing-Motor
C 3 mit 75 PS) umgerüstet auf Wisco
Fahrzeug-Gasgenerator, System Müller-Hauert,
Typ N, vor dem Bahnhof Spandau West, Der
Gasgenerator wurde auf der hinteren
Plattform eingebaut
Foto: WISCO Fahrzeug-Gasgeneratoren Grau,
Isendahl & Co KG, Berlin-Halensee, Repro: Slg. H.M. Waßerroth
Beschäftigte des Bahnhof Ketzin um 1940
Foto: W. Domke, Repro: Slg. H.M. Waßerroth
Lok- und Zugpersonal, Ketzin Zuckerfabrik
? um 1940
Foto: W. Domke, Repro: Slg. H.M. Waßerroth
Gleisbaurotte, Zuckerfabrik Ketzin um
1937
Foto: W. Domke, Repro: Slg. H.M. Waßerroth
Dem geänderten Aktiengesetz von 1937
Rechnung tragend, änderte sich ab 29.07.1941 die
Unternehmensbezeichnung in nun
Osthavelländische Eisenbahnen AG, abgekürzt
OHE (nicht zu verwechseln mit der
Osthannoverschen Eisenbahn).
Zum Ende des zweiten Weltkrieges endete auch
der Zugverkehr bei der OHE.
Die Siegermächte beschlagnahmten in den
ersten Wochen nach Kriegsende sämtliches
deutsches Reichsvermögen, wozu auch das
Vermögen der damaligen Deutschen Reichsbahn
gehörte. Hierzu zählten aber nicht die
"nicht reichsbahneigenen Eisenbahnen", was
die OHE ja war.
Unter den schweren Bedingungen, die in
dieser Zeit herrschten, versuchte man den
Betrieb wieder in Gang zu bringen. Ab
23.05.1945 fuhren erste Züge zwischen Nauen
und Ketzin. Bis 01.08.1945 konnten auch die
anderen Strecken in Betrieb genommen werden,
aber wegen zerstörter Brücken nur mit
Beschränkungen.
Am 01.07.1945 erfolgte eine Teilung der
Strecken der Osthavelländischen Eisenbahn-AG
in OHKB Ost (sowjetische Besatzungszone) und
OHKB West (Britischer Sektor von Berlin) an
der Stadtgrenze nördlich von Hakenfelde.
Mit dem Befehl Nr. 124 der sowjetischen
Militäradministration in Deutschland vom
30.10.1945 kam es zu einer Enteignung aller
als Aktiengesellschaft betriebenen Neben-
und Kleinbahnen. Auch die OHE sollte durch
Beschluss des Präsidiums der
Provinzialverwaltung vom 18.11.1946
entschädigungslos der durch Verordnung vom
19.10.1946 neu errichteten Hauptverwaltung
der Provinzialbetriebe der Mark Brandenburg
unterstellt werden. In dieser Zeit führte
die OHE den Betrieb in Form einer
Aktiengesellschaft auf folgenden
Eisenbahnstrecken:
Nauen - Ketzin,
Nauen - Velten,
Bötzow - Spandau,
Omnibuslinie: Spandau - Schönwalde,
Triebwagenlinie: Spandau - Hennigsdorf und
Westhavelländische Eisenbahnen.
Zum 01.05.1947 erfolgte die Übernahme der
Strecken der OHKB Ost durch die
Hauptverwaltung für Provinzialbetriebe
Brandenburg.
Die Sitzung des Kreistages Osthavelland am
12.03.1947 forderte die Aufhebung des
Enteignungsbeschlusses mit dem Hinweis, dass
sich die OHKB bereits ausschließlich in
öffentlicher Hand befindet und somit nicht
dem Befehl Nr.124 zur Enteignung von
Privatkapital unterliegt. Das
Gesamtaktienkapital von 1.900.000 Reichsmark
war verteilt auf:
Landkreis Osthavelland
1.476.500 RM
Provinz Brandenburg
100.000 RM
ehemaliger preußischer Staat
100.000 RM
Stadt Berlin
213.500 RM
Stadt Ketzin
500 RM
Gesellschaft selbst
9.5000 RM
Mit Schreiben vom 16.06.1947 lehnte die
Provinzialregierung Mark Brandenburg den
Einspruch kategorisch ab.
Zum 01.11.1947 unterstellte die
Generaldirektion der Landesbahnen
Brandenburg die Kreisbahn Rathenow - Senske
- Nauen ihrer Weisungsbefugnis und übertrug
die Betriebsführung der OHE-Betriebsleitung
in Nauen. Am 30.10.1948 ging die
Hauptverwaltung für Provinzialbetriebe
Brandenburg in die Vereinigung Volkseigener
Betriebe (VVB)-Brandenburg Landesbahnen
Brandenburg auf.
Ein Übergreifen der Enteignungen auf die
Anlagenteile auf Westberliner Gebiet
verhinderte die Britische Militärregierung
durch Beschlagnahmen auf Grund des
Kontrollratsgesetzes Nr. 52 vom 23.08.1945.
Für das in Berlin befindliche Vermögen
gründete man am 23.07.1947 auf dem Bahnhof
Spandau-Johannisstift die Betriebsverwaltung
Spandau der OHE.
Ab 01.04.1949 wechselte die Verwaltung und
ab 01.01.1950 das gesamte Eigentum der OHE
auf dem Gebiet der sowjetischen
Besatzungszone / DDR durch Verordnung vom
09.03.1949 der "Deutschen
Wirtschaftskommission für die sowjetische
Besatzungszone" zur Deutsche
Reichsbahn und wurde der Rbd Berlin
unterstellt. Die Osthavelländische
Eisenbahn AG wurde im Handelsregister der
Stadt Nauen gelöscht.
altes Schienenmoped für den
Streckenmeister, aufgenommen am 30.08.1972
im verlassenen Gebäude auf dem
Bahnsteig in Röthehof, © H. M. Waßerroth
Güterverkehr im Bahnhof Ketzin, geblieben
ist die Bedienung des Kraftfuttermischwerkes
im Hafen,
aufgenommen am 30.09.1981, Foto:
H.M. Waßerroth
In Folge der
tiefgreifenden wirtschaftlichen
Veränderungen nach der politischen Wende1989
ging der noch verbliebene Güterverkehr auf
der Reststrecke von Neugarten nach Ketzin
immer mehr zurück und kam alsbald zum
Erliegen. Berliner Hausmüll war bis zur
Schließung der Deponie in Vorketzin für
Hausmüll das
letzte regelmäßige Transportgut. Hin
und wieder verkehrte dann ein Kieszug hierher mit
Kies zur Abdeckung der Deponie. Heute wird
hier nur noch vorbehandelter Abfall
abgelagert.
Werkstatt Ketzin um 1995, nach und nach
fällt alles in einen Dornröschenschlaf ....
Foto: Slg. H.M. Waßerroth
.... und dann alles langsam zusammen, Werkstatt
Ketzin 19.11.2011,
Foto: H.M. Waßerroth
In Berlin (West) wurde nach Aufhebung der
Beschlagnahme die treuhänderische Verwaltung
dem Berliner Senat übertragen und der
betraute wiederum die Berliner
Verkehrsbetriebe mit dieser Aufgabe. Aus den
auf Westberliner Gebiet verbliebenen Resten
der OHE entstand 1972 die Osthavelländische
Eisenbahn Berlin-Spandau (OHE-Sp) als
Rechtsnachfolger. 2006 wurde daraus die
Havelländische Eisenbahn AG (hvle).
Zum Ende 2011 kaufte die
hvle von der DBAG den verbliebenen
Streckenrest auf ehemaligem DDR-Gebiet
zurück. Der Abschnitt Anschluss Deponie
Vorketzin - Ketzin wurde danach verpachtet
an den Verein "AG OHKB e.V.".
nach oben
weiter
zur Stammstrecke Nauen - Ketzin
Vers. 5.0.0. vom
04.04.2020
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