Westhavelländische Kreisbahnen (WHKB)
Teil 1: Die
Geschichte
Bereits im Jahre 1897
wird in der Märzausgabe der "Zeitschrift für
Kleinbahnen" das erste Mal offiziell über
eine zu erstellende Kleinbahn von
Brandenburg a. H. über Brielow, Radewege,
Butzow, Ketzür, Lünow, Päwesin, Wachow,
Niebede-Tremmen nach Röthehof mit Anschluss
in Röthehof an die Nauen - Ketziner
Kleinbahn (AG Osthavelländische Kreisbahn)
und in Brandenburg-Altstadt an eine etwa
herzustellende Eisenbahn Brandenburg a. H. -
Rathenow (spätere Brandenburgische Städtebahn)
informiert. In der Oktoberausgabe des
gleichen Jahres wird dann berichtet; "Der
Kreis Westhavelland plant an Stelle der
früher in Aussicht genommenen schmalspurigen
Kleinbahn von Brandenburg a. H. nach
Röthehof (vgl. Zeitschrift für Kleinbahnen
1897, Seite 201, neuere Projekte No. 21) den
Bau einer vollspurigen Kleinbahn von
Brandenburg a. H. (ohne Anschluss an die
Staatsbahn daselbst) über Brielow, Radewege,
Butzow, Ketzür, Lünow, Roskow, Päwesin,
Wachow, Niebede-Tremmen zum Anschluss an die
Nauen - Ketziner Kleinbahn zwischen den
Stationen Etzin und Röthehof, mit Abzweigung
in Roskow zum Anschluss an die genannte
Kleinbahn".
In der Ausgabe Januar 1899 veröffentlicht
der Kreis Westhavelland in gleicher
Zeitschrift den nun an Stelle der geplanten
Kleinbahn von Brandenburg a. H. über Brielow
nach Röthehof (Zeitschrift für Kleinbahnen
1897 Seite 362, neuere Projekte No. 6)
geplanten Bau einer vollspurigen Kleinbahn
vom Dom Brandenburg (ohne Anschluss an den
Staatsbahnhof Brandenburg a. H.) über Klein
Kreuz, Weseram, Roskow, Niebede und Tremmen
nach Röthehof mit Anschluss an die Nauen -
Ketziner Kleinbahn.
1½ Jahre nach dieser Mitteilung wird in der
Juliausgabe 1900 die Erteilung der
Konzession für eine vollspurige Kleinbahn
für Personen- und Güterverkehr mit
Dampfbetrieb von Brandenburg a. d. Havel
nach Röthehof bekannt gegeben.
Diese Kleinbahn sollte dem Kreis
Westhavelland Verkehrserleichterungen
bringen. In Richtung der Stadt Brandenburg
war eine bequemere Verbindung für den
Transport des geernteten Getreides zu den
dortigen Wassermühlen zu erwarten. Die
eigentliche Orientierung ging aber in
Richtung Osten. Der Transport der
Zuckerrüben, Zuckerrüben waren ein
Hauptanbauprodukt, zur Zuckerfabrik in Nauen
und der Transport von Ziegelsteinen aus den
zahllosen Ziegeleien in die aufstrebende
Reichshauptstadt.
Erste Vorarbeiten für diese Projekte
erledigte die Firma Lenz & Co GmbH in
Stettin. Auch die Stammstrecke der AG
Osthavelländische Kreisbahnen (OHKB) von
Nauen nach Ketzin wurde von dieser im
Bahnbau erfahrenen Baufirma errichtet. Nach
Kündigung der Zusammenarbeit mit der Firma
Lenz & Co durch die OHKB hat sie die
endgültige Projektaufstellung und den Bau
der Strecken der WHKB für Rechnung des
Kreises Westhavelland übernommen. Grund
hierfür war die später geplante einheitliche
Betriebsführung. Bei den noch existierenden
und nicht wesentlich umgebauten Gebäuden ist
auch heute der Lenzsche Bahn-Baustil
erkennbar. Die projektierte Strecke verlief
immer nördlich der Havel von Brandenburg
nach Röthehof und hatte eine Abzweigung über
die nördlich des Beetzsees gelegenen Dörfer
nach Brandenburg Altstadt.
Lageplan-Entwurf Bahnhof Röthehof der
Kleinbahn Brandenburg Dom - Röthehof und
Anbindung an die Strecke Nauen - Ketzin,
Haltestelle Röthehof, vom 11.Juli 1899 der
"Direction der Actien-Gesellschaft
Osthavelländische Kreisbahnen, gez.
Bandekow, gez. Himbeck", Repro: © H. M.
Waßerroth
Der Kreis Westhavelland plante, den Bahnbau
von sich aus, also als Kreisbahn, zu
unternehmen. Er hatte dafür aber nicht
genügend finanzielle Mittel zur Verfügung.
So wurde die mittlerweile bestehende
Möglichkeit genutzt, staatliche und
provinzielle Beihilfen in Anspruch zu
nehmen. Nach den zu dieser Zeit allgemeinen
Grundsätzen gab der Staat nur soviel wie die
Provinz, und diese wieder gab nur die Hälfte
des vom Kreis aufgebrachten Anlagenkapitals.
Kosten für Grunderwerb wurden nicht
mitgerechnet. So finanzierten vom geplanten
Anlagekapital:
der Kreis
Westhavelland
der preußische
Staat
die Provinz
Brandenburg
eine Beihilfe
der Stadt Brandenburg
|
1025.000 Mark,
512.500
Mark,
512.500
Mark und dazu kam noch
100.000
Mark.
|
Der Streckenbau gestaltete sich recht
einfach, 87% (Krakauer Tor - Röthehof) bzw.
76% (Altstadt - Roskow) der Strecke lagen in
der Geraden und 57% bzw. 68,5% in der
Waagerechten. Als größere Brücke war nur
eine zur Überquerung der Seenkette des
Beetzsees erforderlich. Die Bahntrasse lag
ausnahmslos auf eigenem Bahnkörper. Zum
Einbau kamen 12 Meter lange Stahlschienen mit einem
Metergewicht von 27,55 kg (preußische Form
11a) auf 14 Schwellen mit Unterlagsplatten
(heute als Oberbau N bezeichnet). Die Bahn
wurde von Brandenburg stationiert, wobei 500
m und 1000 m Stationen dauerhaft
gekennzeichnet werden mussten.
In der Zeitschrift für Kleinbahnen vom Mai
1901 wurde vermeldet, dass bereits am 28.
März 1901 die Strecke Roskow - Röthehof der
Kleinbahn Brandenburg (Dom) - Röthehof
eröffnet wurde. 3 Monate später kam dann die
Mitteilung über die Betriebseröffnung vom 5.
Juli 1901 auf der Reststrecke Brandenburg
Krakauer Tor (früher Brandenburg Dom
benannt) - Roskow der Kleinbahn Brandenburg
- Röthehof. Zuvor erteilte der
Regierungspräsident in Potsdam am 22. Mai
1901 die Betriebsgenehmigung auf
unbeschränkte Zeit.
Die Bezeichnung der Station Dom Brandenburg
bzw. Brandenburg Dom war wohl nur eine
Bezeichnung in der Planungsphase. Mit
Betriebseröffnung wurde nur noch der Name
Brandenburg Krakauer Tor verwendet.
Lageplan Bahnhof Brandenburg Krakauer Tor, leicht mit Bleistift angedeutet der 1915
geplante Verlauf des Anschlussgleises zur 'Landwirtschaftlichen Stärkefabrik
Brandenburg', spätere Gelantinefabrik
lt. Aufschrift: "Angefertigt auf Grund
eigener Messung in den Monaten August
September 1901
durch gez. Lorenz,
vereideter Landmesser", Repro © H. M.
Waßerroth
Null-Kilometerstein im Bahnhof
Brandenburg Krakauer Tor, einige Monate
später wurde der Kilometerstein durch einen
Brandenburger Modellbahn-Verein entfernt, aufgenommen
am 05.02.1995, © H. M.
Waßerroth
Für die Betriebsaufnahme wurden 3 Dampfloks,
3 Personenwagen, 1 Packwagen und 64
Güterwagen, incl. 1 Spezialwagen lt.
Statistik für das Berichtsjahr vom 01.04.1901
bis 31.03.1902 beschafft.
Bei den Loks handelte es sich um:
Jung 1900/ 425 - Cn2t, WHKB Nr. 1, spätere
DR 89 6107, ausgemustert am 15.09.1965
Jung 1900/ 426 - Cn2t, WHKB Nr. 2, spätere
DR 89 6108, ab 07.03.1962 an Möbelfabrik
Gotha (Heizlok)
Jung 1900/ 427 - Cn2t, WHKB Nr. 3, Verbleib
im Britischen Sektor von Berlin, lt.
Schreiben vom 30.11.1948
unter Kontrolle der britischen
Militärregierung gemäß Gesetz Nr. 52
gestellt, 1955 abgestellt, 1957 verschrottet
Auf der Zweigstrecke Brandenburg Altstadt -
Roskow gestaltete sich der Streckenbau etwas
komplizierter. Hierfür plante und entwarf
man in Brandenburg Altstadt 1902 noch einen
eigenen Bahnhof in Höhe der viele Jahre
später gebauten Abstellanlage der Hafenbahn
Brandenburg.
Entwurf
für die Anlegung eines selbständigen
Bahnhofes der Kleinbahn Brandenburg Altstadt
- Roskow
nördlich der Brandenburg - Plauer Chaussee,
Repro © H. M. Waßerroth
Doch schon ein Jahr
danach konnte am 22. April 1903 mit der im
Bau befindlichen Brandenburgischen
Städtebahn AG (BStB) ein Vertrag geschlossen
werden, der die Einführung der WHKB in den
Bahnhof Brandenburg Altstadt und die
Mitbenutzung der Anlagen gestattete.
Probleme bereitete außerdem die Trassierung
am Ufer des Beetzsees im Raum Radewege -
Butzow. Auch die Durchfahrhöhe der
Strengbrücke bei Lünow war wegen des
schwankenden Wasserspiegels des Beetzsees
umstritten.
Damals fand hier noch Frachtschiffverkehr
statt.
Während sich die unentgeltliche und
lastenfreie Hergabe des Grund und Bodens auf
Kreisgebiet problemlos gestaltete, mussten
für die Strecke nach Brandenburg Altstadt
auf Brandenburger Stadtgebiet Enteignungen
vorgenommen werden, wofür am 29.12.1902 ein
"Allerhöchster" Erlass seiner Majestät
unterschriftlich bestätigt wurde.
Nachdem trotzdem schon ab
12.09.1903 zwischen Brielow und Roskow
vereinzelt Züge fuhren, konnte die gesamte
Zweiglinie von Brandenburg Altstadt nach
Roskow am 01.10.1904 für den Verkehr
eröffnet werden.
Nun hatten die Westhavelländischen Kreisbahnen
ihre größte Ausdehnung von 45,66 km
Streckenlänge erreicht. Kilometriert wurden
beide Strecken grundsätzlich von Brandenburg
aus: Hauptstrecke Bahnhof Krakauer Tor -
Röthehof km 0,00 bis km 26,32 und die
Zweigstrecke Brandenburg Altstadt - Roskow
km 0,00 bis km 19,34 (in Roskow Weiche 16, Einmündung
in die Hauptstrecke). Gebaut und eröffnet
hat man aber die Strecken ausgehend von der
Station Röthehof der OHKB entgegen der
Kilometrierung. Begründet war dies
einerseits, weil die OHKB den Bau übernommen
hatte und andererseits in Brandenburg kein
Anschluss bzw. noch kein Anschluss an eine
andere Eisenbahn bestand und das benötigte
Baumaterial hätte umständlich über die
Straßen transportiert werden müssen. Warum
auch immer, Reisezugfahrpläne hatten eine
Kilometrierung ab Röthehof. Dienstliche
Fahrplanunterlagen (wie die späteren
Buchfahrpläne) waren aber entsprechend der
Streckenkilometrierung kilometriert.
Für die Bedienung auch der Zweigstrecke
wurde der Fahrzeugpark vergrößert auf nun 4
Dampfloks (+1), 6 Personenwagen (+3), 2
Packwagen (+1) und 82 Güterwagen (+18) davon
2 Spezialwagen (+1) lt. Statistik für das
Berichtsjahr vom 01.04.1904 bis 31.03.1905.
Alle Wagen waren durchweg Zweiachser. Um was
für Spezialwagen es sich hier handelte, geht
aus den Statistiken leider nicht hervor.
Die Lok kam wieder von der Lokfabrik Jung in
Jungenthal (Sieg):
Jung 1903/ 661 - Cn2t, WHKB Nr. 4, spätere DR
89 6120, ausgemustert am 11.09.1965.
Insgesamt sind 2.155.945 RM für den Aufbau
der WHKB aufgewendet worden. Sämtliche
Mehrkosten gingen zu Lasten des Kreises
Westhavelland. Die Verzinsung des
Anlagekapitals war eher bescheiden und hielt
sich nur um 1 bis 2 %. Bisweilen brach sie
aber auch dramatisch ein.
Abfahrbereiter Zug in Brandenburg
Krakauer Tor der Anfangszeit der
WHKB auf einer nicht gelaufenen
Postkarte,
Slg H. M. Waßerroth
Verlag:
unbekannt, Foto: unbekannt
Bahnhof Roskow auf einer 1911
gelaufenen Postkarte, Slg H. M. Waßerroth
Verlag: unbekannt,
Foto: unbekannt
Im Jahr 1910 kam es durch den Bau des
Silokanals in Brandenburg zu einem Umbau
zwischen km 1,250 und 2,463 der Strecke
Brandenburg Altstadt - Roskow. Es wurde
dafür die nun größte Brücke der WHKB mit
einer Spannweite von 70,16 Meter und die
erforderlichen Rampen mit einer Neigung von
1:200 auf der südlichen und 1:150 auf der
nördlichen (Roskower) Seite errichtet. Die
Belastungsprobe der neuen Brücke erfolgte am
18.08.1910 ohne Beanstandungen und einen Tag
später die landespolizeiliche und
eisenbahntechnische Abnahme.
Fohrder Straßenbrücke und Roskower
Eisenbahnbrücke der WHKB über den
Silokanal vom Nordufer gesehen,
die Zeit der Aufnahme der
Ansichtskarte ist unbekannt,
Slg H. M. Waßerroth
Verlag: Friedrich Schroeder,
Brandenburg a. H.,
Foto: unbekannt
Mit dem Bau des Silokanals erhielt
Brandenburg auch einen Umschlaghafen und der
brauchte eine Hafenbahn als Anschluss.
Diesen Anschluss plante man an die WHKB nahe
km 1,2. Die Realisierung und Inbetriebnahme
erfolgte dann aber erst nach vielen
Streitigkeiten am 10.01.1922 im km 1,376,
dort wo auch heute noch die Anschlussweiche
nordöstlich der heutigen A.-Bebel-Str. liegt. Die
Bauausführung der Hafenbahn hatte die
Brandenburgische Städtebahn übernommen.
1933 vernichtete in der Nacht vom 11. zum
12.08. ein Feuer den Lokschuppen in Roskow.
Daraufhin wurde 1933/34 ein neuer
Lokschuppen, nun mit 3 Ständen und nicht als
Fachwerkbau sondern als Massivbau errichtet.
Aus einer graphischen Übersicht für die
jährlich ausgeführten Oberbauarbeiten für
den Streckenabschnitt Brandenburg Altstadt -
Roskow Mitte der 1930er Jahre ist
ersichtlich, dass der schwache Oberbau
in verschiedenen Abschnitten durch
Verdichtung des Schwellenabstandes verstärkt
wurde. So hat man vornehmlich im Bereich von
Bögen, aber auch teilweise in der Geraden den Schwellenabstand
von 850 mm (14 Holzschwellen je 12 Meter
Schienenlänge) auf 700 mm (17 Holzschwellen je 12
Meter Schienenlänge) und sogar in einigen
Abschnitten auf 630 mm (19 Holzschwellen je 12
Meter Schienenlänge) verringert. Zur
Stabilisierung der schwebenden Schienenstöße
kamen verstärkt Stoßbrücken zum Einbau
(ähnlich der Schienenfußklammern in heutigen
Baugleisen). Im Bogen vor Roskow sind zu dem
1935 stärkere Schienen der preuss. Form 6d
eingebaut worden. Der neue Bahnübergang in
der Burggrafenstraße in Brandenburg an der
Havel erhielt 1937und die Bahnübergänge in
der Brielower Landstraße, Radewege und
Butzow 1928 Schienen der preuss. Form 6d.
Neu eingebaute Weichen im Anschlussbahnhof
zum Proviantamt, in Butzow und in Roskow
hatten ebenfalls das preuss. Profil 6d. Auf
der Brücke über den Silokanal lagen ab 1929
auf 90 Meter Länge Schienen der preuss. Form
8a auf 22 Holzschwellen je 12 m
Schienenlänge.
Aufbau des Proviantamtes, späteres
Heeresverpflegungsamt, 1937,
Foto: unbekannt, Quelle: Slg.
Stadtmuseum Brandenburg an der Havel
Das Thema Pünktlichkeit der Züge war auch
damals schon aktuell und wohl auch nicht so
einfach zu realisieren,
Repro © H. M. Waßerroth
Klein Kreutz, rechts der Bahndamm
und Bahnhof auf einer 1916
gelaufenen Postkarte, Slg H. M.
Waßerroth
Verlag: O. Habedank, Brandenburg (Havel), Foto: Habedank
Wesentliche Änderungen an den Strecken der
WHKB, sieht man von der Einrichtung weiterer
Gleisanschlüsse oder Schließungen von
Anschlüssen im Laufe der Zeit ab, gab es
bis zum Kriegsende 1945 nicht.
In den 1920er Jahren kamen zwei weitere
Lokomotiven zur WHKB. Während man sich von
der Hagans-Maschine schnell wieder trennte,
blieb die AEG-Lok aus Hennigsdorf bei der
Bahn und wurde auch von der DR übernommen.
Hagans 1896/ 327 - Cn2t, WHKB Nr. 5, 1922 von KED
Stettin (Stettin 6137), 1924 verkauft an
unbekannt.
AEG 1925/ 3152 - Ch2t, WHKB Nr. 5II,
1927 von OHKB (ex OHKB 13) spätere DR 89
6481,
ausgemustert am 03.07.1970.
Im Jahre 1929 erwarben die WHKB einen
4-achsigen Triebwagen, um den
Personenverkehr effektiver gestalten zu
können. Gebaut wurde der Triebwagen 1921 für
die Limburgsche Tramweg Maatschappij in den
Niederlanden von der Firma Deutsche Werke Kiel. Schon
1924 erfolgte ein 1. Umbau des Triebwagens
und 1927 ein 2. Umbau durch die DWK. Bei den
WHKB erhielt er die Nummer Tw 4 im
Nummernschema der OHKB. Hin und wider war
der Triebwagen auch auf Strecken der OHKB
anzutreffen. 1938 erhielt er einen neuen
Dieselmotor mit 150 PS (110 KW) Leistung und
ein Jahr später wurde er auf Holzgasbetrieb
umgebaut. Über seinen Verbleib nach den
Kriegswirren ist nichts bekannt.
Der Triebwagen vor dem Klein
Kreutzer Einheits-Bahnhofsgebäude,
Slg H. M. Waßerroth
Foto: unbekannt
Der Bahnhof Ketzür lag zwischen
Ort und Ketzürer See (zur
Beetzseenkette gehörig) am Ende der
Dorfstraße,
deutlich in Bildmitte das
typische Stationsgebäude erkennbar,
ungelaufene Postkarte, Slg H. M.
Waßerroth
Verlag: Photogr. Kunstverlag, Rathenow , Foto:
Johann Lindenberg
Ab 01.10.1940 sind die WHKB in die
Deutschen-Eisenbahn-Gütertarife einbezogen
worden. Dadurch konnten die Frachtsendungen
durchgängig vom Versender bis zum Empfänger
im Verkehr mit der Reichsbahn und anderen
Privatbahnen befördert werden. Mit den OHKB
wurde eine Tarifgemeinschaft gebildet.
Lageplan Bf. Butzow
mit Anschlussgleis für das geplante, aber
nicht errichtete Kalksandsteinwerk von
1930/31
Repro: © H. M. Waßerroth
Statistik 1935 (Auszug)
Streckenlänge
Gleislänge
Dampfloks
Triebwagen
Personenwagen
Packwagen
Güterwagen
Angestellte
Arbeiter
|
45,66 km
52,99 km
5
1
6
2
87
21
29
|
Betriebsgenehmigung
Betriebseröffnung
Krakauer Tor - Röthehof
Roskow - BRB Altstadt
maximale Neigung
minimaler Krümmungshalbmesser
Privatanschlüsse
veranschlagte Baukosten
davon auf 1 km
|
unbeschränkte Zeit
28.03.1901
01.10.1904
1:66
300 m
8
2400000 RM
52561 RM
|
Nach einem Geschäftsbericht von 1938/39
verkehrten zwischen:
Röthehof und Roskow
Roskow und Brandenburg Krakauer Tor
Roskow und Brandenburg Altstadt
|
täglich
täglich
werktags
sonntags
|
4 Zugpaare,
3 Zugpaare und
2 Zugpaare bzw.
3 Zugpaare.
|
An Betriebsmittel waren vorhanden:
|
5 Dampflokomotiven
1 Triebwagen
7 Personenwagen
2 Packwagen
82 Güterwagen
|
Ausschnitt Deutsches Kursbuch Sommer 1936,
15. Mai bis 03. Oktober; Repro: © H. M.
Waßerroth
Zum Ende der 1930er Jahre ist es zu dieser
Entgleisung im Bahnhof Röthehof gekommen. Nähere Angaben und weitere Details
sind bislang unbekannt. Das Dienstgebäude,
aus dessen Fenster die erste Aufnahme
gemacht wurde, ist nach vielen Jahren als
Ruine im Sommer 2016 abgerissen worden.
Bahnhof Röthehof WHKB,
aufgenommen aus einen Fenster des
Dienstgebäudes des Bahnhofes 1938 ?,
der
Güterzug kommt von der OHKB und soll
Richtung Roskow fahren, der 4. und
5. Wagen sind entgleist,
gut zu erkennen der Bahnsteig des
Personenbahnhofes, in
Blickrichtung rechts die OHKB-.
links die WHKB-Seite, eine
einzigartige Aufnahme dieses nahezu
gesamten interessanten Bahnhofes
Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M.
Waßerroth
Bahnhof Röthehof WHKB, die
entgleisten Wagen,
Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M.
Waßerroth
Bahnhof Röthehof WHKB, der
entgleiste Zug,
Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M.
Waßerroth
Einschneidende Veränderungen für die WHKB
brachte der Zweite Weltkrieg direkt und in
politischer Folge.
Wie in den Kriegsjahren überall, war auch
bei den WHKB die Unterhaltung und, wenn
überhaupt, die Erneuerung nur auf das
unbedingt Nötigste beschränkt worden.
Größere Schäden entstanden erst in den
letzten Kriegstagen. In den frühen
Nachmittagsstunden des 25.04.1945 rückten
russische Verbände aus Richtung Brielow auf
Brandenburg zu. Daraufhin wurden die Brücken
über den Silokanal vor den herannahenden
Russen durch die deutsche Wehrmacht
gesprengt. Das südliche Widerlager der
sogenannten Roskower Eisenbahnbrücke erlitt
dabei schwerste Schäden und war für einen
baldigen Wiederaufbau nicht mehr nutzbar.
Als direkte Kriegsschäden sind in einer
Aufstellung vom 07.02.1947 an den Landrat
des Kreises Westhavelland in Rathenow die
Zerstörung der Silokanal- und Strengbrücke
bei Lünow und die Beschädigung des
Bahnhofsgebäudes in Brandenburg Krakauer Tor
genannt. An Gleisschäden waren die
Zerstörung von 8 km zu verzeichnen, auf
weiten Strecken sind auch die
Fernsprechleitungen zu erneuern gewesen. Die
Fernsprecher fehlten auf fast allen
Dienststellen. Auf den Bahnhöfen gingen die
Büroeinrichtungen mit den vorhandenen
Fahrrädern, Öfen, Waagen, Sackkarren und
dergleichen fast vollständig verloren. Die
Betriebswerkstatt in Roskow büßte ihre
gesamte Ausrüstung an Werkzeugen und
Maschinen ein. Besonders einschneidend aber
waren die Einbußen am rollenden Material. Am
24.06.1945 wurden sämtliche Loks und Wagen
beschlagnahmt und weggeführt. Im Laufe der
Zeit konnten über die Reichsbahn alle Loks
und einige Wagen (4 Personen-, 1 Pack- und
12 Güterwagen) wieder zurückgeführt werden.
Zwei Loks waren aber beschädigt. Über das
Schicksal des Triebwagens ist nichts
bekannt.
Der Betrieb bei den WHKB wurde nach dem
"Zusammenbruch" am 15.05.1945 wieder
aufgenommen. Ab 01.08.1945 fuhren auch
wieder Personenzüge zwischen Brandenburg
Krakauer Tor und Röthehof, wegen
Kohlemangels zuerst nur an 3 Tagen in der
Woche und ab 1946 gab es dann wieder
täglichen Zugverkehr mit je einem Zugpaar
früh und abends.
Beförderungsleistungen im Jahr 1945 nach dem
Krieg:
Monat |
beförderte Personen |
beförderte Güter in t |
August |
25.178 |
49 |
September |
6.856 |
279 |
Oktober |
22.883 |
1.068 |
November |
22.653 |
10.019 |
Dezember |
19.500 |
4.362 |
Brücke über den Streng am 24.08.1973,
Aufnahme Blickrichtung Lünow,
© H. M. Waßerroth
Heute führt über
diese Brücke der gut ausgebaute
Radwanderweg von Ketzür nach Roskow,
der dafür die ehemalige Bahntrasse
nutzt
Das Bahnhofsgebäude Krakauer Tor ist bereits
im Sommer 1945 instandgesetzt worden. Die
Brücke über den Streng war Anfang 1946
wiederhergestellt. Aber mit der Zerstörung
der Roskower Eisenbahnbrücke über den
Silokanal in Brandenburg hatten die WHKB
große Probleme. Nach Kriegsende war man
bemüht, die Trümmer zu heben und rechnete
mit einer Inbetriebnahme im Jahre 1947. Es
fehlte an geeignetem Brückenstahl.
Auf Grund der fehlenden Verbindung zum
Altstadt Bahnhof in Brandenburg fand deshalb anfangs von Roskow
nach Brandenburg - Silokanalbrücke nur
Güterverkehr statt. Der Betrieb von
Brandenburg Altstadt bis zur Silokanalbrücke
ruhte auf diesen 1,82 km.
Ausschnitt Reichsbahn-Kursbuch Sowjetische
Besatzungszone vom 04.11.1946; Repro: © H.
M. Waßerroth
Später richtete man am Gleisende vor der
Silokanalbrücke einen Behelfsbahnsteig ein,
um die Personenzüge von Roskow bis hierher
fahren zu können. Der Zug musste dann zum
Umsetzen der Lok zurückdrücken in den Ende
1937 in Betrieb genommenen Anschlussbahnhof
des 1939 fertig gestellten Proviantamtes, bzw. dann
Heeresverpflegungsamtes Brandenburg (später
VEAB). Nach dem Umsetzen wurde der Zug
wieder bis zum Bahnsteig der neuen Station
Brandenburg-Silokanalbrücke geschoben, um
von hier seine Fahrt zurück zu beginnen.
Brandenburg Silokanalbrücke, das
ehemalige "Bahnhofsgebäude",
aufgenommen in den frühen 1960er
Jahren
Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M.
Waßerroth
Brandenburg Silokanalbrücke, 89 6123 mit abfahrbereitem Zug
Richtung Roskow, Slg. H. M. Waßerroth, Foto:
unbekannt
Durch die neuen politischen Verhältnisse
folgte eine Enteignung aller als
Aktiengesellschaft betriebenen Neben- und
Kleinbahnen (Befehl Nr. 124 der sowjetischen
Militäradministration in Deutschland vom
30.10.1945). Auch die WHKB ist nach
Verordnung des Präsidiums der Provinzialverwaltung Mark
Brandenburg vom 02.08.1946
entschädigungslos enteignet worden. Durch
Beschluss des Präsidiums der Provinzialverwaltung vom
18.11.1946 wurden alle Bahnen als Provinzbahnen durch
Verordnung vom 19.10.1946 der neu errichteten
Hauptverwaltung der Provinzialbetriebe der
Mark Brandenburg unterstellt. Bei der WHKB
lag allerdings nur die Verwaltung in der Hand der Provinz,
Die Betriebsführung erfolgte weiter durch die OHKB. Ab
01.04.1949 ging dann die Verwaltung, und ab
01.01.1950 das gesamte Eigentum durch
Verordnung an die Deutsche Reichsbahn über.
Aus einer Statistik zur Bestandsübersicht
für das Landesverkehrsamt Brandenburg zum
Jahresende 1946 ergab sich diese
Aufstellung:
Betriebslänge
Bahnhöfe
Haltepunkte
Wegübergänge
Durchlässe bis 2 m
Eisenbahnbrücken 2 - 20 m
Eisenbahnbrücken über 20 m
Schienen bis 30 kg Metergewicht
Schienen 30 - 40 kg Metergewicht
Holzschwellen auf
Weichen
Hebel- und Kurbelwerke
Hebel, Kurbeln, Knebel
Hauptsignale
Fernsprecher
|
43,66 km
14
3
82
51
8
1
41,66 km
2,00 km
43,66 km
46
1
5
3
5
|
Empfangsgebäude,
Fahrkartenausgaben,
Abfertigungen, Verwaltungs-,
Betriebs-,
und Stellwerksgebäude
Güterschuppen
Wohngebäude
Schuppen, Aborte
Kopframpen
Lokschuppen
Stände
Bahnwasserwerke
Wasserkrane
Bekohlungsanlagen
Gleisbrückenwaagen
einfache Freileitungen
doppelte Freileitungen
|
13
2
3
8
2
1
3
1
2
2
2
30,00 km
15,66 km
|
91 6486 mit
Personenzug bei Butzow um 1960, Foto:
unbekannt, Slg H. M. Waßerroth
89 6108 als
Schlusslok an einem Personenzug, Päwesin am
22.05.1952,
Foto:
Dr. Hans Gärtner, Slg H. M. Waßerroth
"FDJ-Jugendlok"
89 6216 mit Zug bei der Ausfahrt aus
Bf. Butzow Richtung Roskow um 1953
Foto: unbekannt, Slg H. M. Waßerroth
Lokführer
Karl Rutz,
Lokheizer Heinz Rahn, Zugschaffner
Fritz Schramm, Bf. Päwesin
22.05.1952
Foto: Dr. Hans Gärtner, Slg H. M. Waßerroth
Nun hatte die Reichsbahn neben ihren
eigenen Problemen auch noch die Probleme
der zugeordneten Bahnen am Halse.
Priorität lag natürlich bei der
Wiederherstellung von Hauptstrecken und
für die Industrie oder die
Besatzungstruppen wichtige
Nebenstrecken. So verwundert es nicht,
dass der Wiederaufbau der
Silokanalbrücke nur noch als
nebensächlich erachtet wurde, zumal aus
Richtung Nauen der Zugang wieder
hergestellt war. Brachten vor Kriegsende
durchgehende Züge von
Brandenburg-Altstadt nach Nauen gute
Einnahmen, war diese Einnahmequelle
versiegt. Die ohnehin geringe
Rentabilität der ex. WHKB und die
fehlende Anbindung an den Bf.
Brandenburg-Altstadt führten nach Ausbau
des Kraftverkehrs zu einem stetigen
Rückgang der Transportleistungen.
Wichtige Auftraggeber für den
Güterverkehr, die bis zur
Betriebseinstellung bedient wurden,
waren in Brandenburg Krakauer Tor die
Gelantinefabrik und bei
Brandenburg-Silokanalbrücke die VEAB.
Gelantinefabrik in der Krakauer
Vorstadt, sie sicherte den Betrieb bis
zum Bahnhof Krakauer Tor bis in die letzten
Betriebsjahre, Foto: unbekannt, Quelle: Slg.
Stadtmuseum Brandenburg an der Havel
Die Reichsbahn hatte kaum Interesse, die
Stecken der ex. WHKB umfassend zu
erhalten. Nur noch unbedingt notwendige
Reparaturen an den Anlagen wurden
durchgeführt. Was nicht gebraucht wurde,
verfiel. Die Bahnhofsanlagen wurden
nicht mehr gepflegt, schon längst waren
die Zwischenstationen unbesetzt.
Bahnübergang am Bahnhof Butzow,
rechts der Badestrand und Zeltplatz am
Beetzsee, aufgenommen in den frühen
1960er Jahren, Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M. Waßerroth
Vom Ufer des Beetzsees bot sich dann
immer dieses Bild auf die
vorbeifahrenden Züge, aufgenommen in den
frühen 1960er Jahren, Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M. Waßerroth
Stationsgebäude Bahnhof Butzow b.
Brandenburg / Havel in den letzten
Betriebsjahren, verfallen, verlassen,
aber das Gebäude gibt es noch heute -
völlig umgebaut ist es das
Sanitärgebäude des Campingplatzes
Foto: unbekannt, freundlicher Weise
zur Verfügung gestellt aus der Slg. des
Fördervereins "Butzower Dorfkern e.V."
Bahnhof
Butzow, aufgenommen in den frühen
1960er Jahren, Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M.
Waßerroth
Auszüge aus dem Buchfahrplan Heft 15
der Rbd Magdeburg für den
Winterfahrplan 1964/65,
gültig vom 27. September 1964 bis
29. Mai 1965, Repro: © H. M. Waßerroth
letzter Reisezugfahrplan mit Personenverkehr
nach Krakauer Tor
Ausschnitt
DR-Kursbuch Sommer 1959, 31. Mai bis 03.
Oktober; Repro: © H. M. Waßerroth
Ein Personenzug im Bf. Krakauer Tor in
den 1950er Jahren wartet auf die wenigen
Reisenden, die noch die Bahn nutzten
Foto: unbekannt, Slg: H. M. Waßerroth
Auf den Strecken der WHKB war die
zulässige Geschwindigkeit auf 30
km/h begrenzt. Wegen Oberbaumängel durfte ab
31.05.1964 zwischen Brandenburg Krakauer
Tor und Röthehof nur noch eine
Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h
gefahren werden. Gleiches galt ab
22.05.1966 auch für den Streckenast
Brandenburg-Silokanalbrücke - Roskow.
Mit der Geschwindigkeitsreduzierung
einher ging auch die Einstellung des
Personenverkehrs. Nachdem bereits am
04.10.1959 der Personenverkehr von
Brandenburg Krakauer Tor nach Roskow
eigestellt wurde, folgte nun am
24.09.1966 auch die Einstellung von
Brandenburg Silokanalbrücke über Roskow
nach Röthehof bzw. Neugarten. Bis
Neugarten wahrscheinlich wegen
Einstellung des Reiseverkehrs auf der
OHE-Strecke Nauen - Röthehof - Ketzin
bereits zu Beginn des Sommerfahrplanes.
Der Zug hat gerade die Brücke über
den Streng passiert und wird gleich
in den Bahnhof Lünow einfahren,
von einem Boot auf dem Streng
aufgenommen Mitte der 1960er Jahre, Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M.
Waßerroth
letzter Reisezugfahrplan: Ausschnitt
DR-Kursbuch Sommer 1966, 22. Mai bis 24.
September; Repro: © H. M. Waßerroth
Das Ende war nicht mehr aufzuhalten. Dem
Niedergang wurde kaum noch etwas
entgegengesetzt. Reparaturen gab es nur im
äußersten Notfall. Auf der Lok jedes Zuges
mussten Notlaschen mitgeführt werden. Durch
unterlassene Stoßpflege brachen die
schwachen Schienen der preuß. Form 11a, die
größtenteils noch aus der Anfangszeit der
Bahn stammten, hier besonders häufig. Etwas stärkere Schienen der preuß. Form 6d
wurden in späteren Jahren nur bei Bedarf an
Stelle der schwachen Schienen eingebaut. Auf
der Silokanalbrücke kamen 1929 sogar
Schienen der preuß. Form 8a zum Einbau.
Die Fahrzeiten des letzten Fahrplanes
belegen, so konnte kein Reisender mehr für
eine Fahrt mit der Bahn begeistert werden;
eine Stunde von Roskow bis Butzow und noch
mal eine Stunde bis Brandenburg
Silokanalbrücke und da bestand dann auch
noch nicht mal ein direkter Übergang über
den Silokanal in die Stadt.
Mit dem Ende des Personenverkehrs begann
auch der Niedergang des für die WHKB so
wichtigen einstigen Übergangsbahnhofes
Röthehof zur
OHKB und weiter über Neugarten zur
Reichsbahn. Die Funktion als Umsteigebahnhof
der hier endenden bzw. beginnenden
Personenzüge in die Züge Nauen - Ketzin
verlor der Bahnhof Röthehof zum Ende des
Winterfahrplanes 1965/66 am 21.05.1966.
Bisher bestand hier immer Anschluss an die
Züge nach bzw. von Nauen. Durch die schnelle
Einstellung des Verkehrs zwischen Röthehof
und Nauen wurde das einzig verbliebene
Reisezugpaar 3834/3843 in Röthehof bis
Neugarten verlängert. Hier bestand aber so
gut wie nie direkter Anschluss an die Züge
der Strecke Rathenow - Wustermark, so dass
die Reisenden wohl mit dem Bus weiterfahren
mussten. Am Bahnhof Neugarten kreuzte die
Landstraße Nauen - Ketzin die Lehrter Bahn.
Die Nahgüterzüge der WHKB endeten bzw.
begannen noch bis zum Fahrplanwechsel am
26.05.1968 im Bahnhof Röthehof. Die Fahrten
zwischen Röthehof und Neugarten erfolgten
wie bisher als Übergabefahrten. Mit Beginn
des Sommerfahrplanes 1968 wurde der Bahnhof
Röthehof zum Abzweig Röthehof der nun mit
Neugarten - Ketzin bezeichneten und
kilometrierten Strecke und zum Ende des
Sommerfahrplanes 1969 der Abzweig aufgelöst.
Die Abzweigweiche lag noch einige Jahre im
Streckengleis Neugarten - Ketzin.
Bahnhof Lünow, die Zuglänge belegt
das geringe Fahrgastaufkommen,
aufgenommen Mitte der 1960er Jahre
Foto: unbekannt, Repro: © Slg H. M.
Waßerroth
|
Auszug aus dem AzFV Teil II der Rbd
Magdeburg, Ausgabe 1966,
gültig vom 1.
Juli 1966 an,
Repro: © H. M. Waßerroth
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An der Haltestelle Saaringen hält kein
Zug mehr, die Bahnsteigkante ist
bereits entfernt,
Foto: unbekannt, Slg: H. M. Waßerroth
Ende 1968 begann der langersehnte
Wiederaufbau der Silokanalbrücke, aber
nicht um den Verkehr auf den ex. WHKB
zu aktivieren, sondern um die nördlich
des Silokanals gelegenen
Industrieanlagen besser an Brandenburg
anbinden zu können. Mit deren
Fertigstellung 1969 wurde der
Restbetrieb auf den Strecken der
ehemaligen WHKB am 28.09.1969
eingestellt. Als letzte Züge verkehrten
laut Weisung der Rbd Magdeburg vom
17.09.1969 am 27.09.1969, dem letzten
Betriebstag, von Brandenburg Krakauer
Tor nach Roskow N 62 755, Roskow an um
15.15 Uhr, von Silokanalbrücke nach
Roskow N 62 753, Roskow an um 19.54 Uhr
und dann von Roskow nach Neugarten N 62
745, Neugarten an um 21.57 Uhr.
Sämtliche auf dem Streckennetz
befindliche Wagen waren mit diesen Zügen
abzubefördern. Die Lok des letzten Zuges
fuhr dann noch von Neugarten nach Ketzin
und das Personal war durch die dortige
Dienststelle nach Hause zu bringen. Ab
22.00 Uhr des 27.09.1969 ruhte der
Zugverkehr auf dem Netz der WHKB. Neue
Wagenladungen durften nicht mehr
zugeführt werden und wurden nach
Brandenburg geleitet.
Nach der Betriebseinstellung hat man
alsbald die Gleisanlagen demontiert, die
ohnehin schon ruinösen Bahngebäude
abgerissen und die Grundstücke
veräußert. Verschont blieben nur die
meist größeren Gebäude in Brandenburg
Krakauer Tor, Butzow, Roskow, Tremmen
und Röthehof. Mit der
Betriebseinstellung endete auch die
Kiesförderung am Butzower Hasselberg in
den sogenannten Butzower Alpen. Die WHKB
beförderten mit ihrer Eröffnung 1904 den
Beginn des Kiesabbaus durch die Firma Rengel & Co., durch die
Betriebseinstellung stand der
Haupttransporteur nun nicht mehr zur
Verfügung.
Der verbliebene Abschnitt
Brandenburg-Silokanalbrücke -
Brielow-Ausbau wurde ab 28.09.1969 vom
Bahnhof Brandenburg-Altstadt aus
betrieben.
Übrig blieb somit ein Torso bis zum
Anschluss in Brielow-Ausbau. Die
verbliebenen Gleise erhielten eine
Oberbauerneuerung mit Schienen der Form S 49
auf Betonschwellen BS 66. Einige kurze
Abschnitte hatten bereits vorher schon einer
Erneuerung bedurft. Dadurch konnten
nun Achslasten bis 21 Tonnen zugelassen
werden, was für den Transport der Panzer der
in Brandenburg Hohenstücken stationierten
Nationalen Volksarmee von der Verladerampe
am Ende der Strecke in Brielow Ausbau
Voraussetzung war. Mit Ausnahme der
Armeezüge übernahm die Hafenbahn, später
zugehörig zum Kombinat VEB Binnenhäfen
Mittelelbe die Bedienung der
Gleisanschlüsse.
Heute werden die Gleisanlagen von der ITB -
Industrie- Transportgesellschaft Brandenburg
mbH betrieben. Neben dem Bedienen noch
benutzter Gleisanschlüsse dienen weite
Abschnitte zum Abstellen von Wagen für die
Aufarbeitung oder Verschrottung im FWB -
Fahrzeugwerk Brandenburg. Beide Unternehmen
gehören der Villmann-Gruppe an.
Letzter planmäßiger Güterzug von Röthehof
bei der Einfahrt in den Bahnhof Roskow am
27.09.1969.
Foto: Günther †, Slg H. M. Waßerroth
Endpunkt Brielow Ausbau mit
behelfsmäßiger Verladerampe für die
Armee, aufgenommen im April 1983, © H. M.
Waßerroth
Blick von der Silokanalbrücke auf
die nördliche Rampe (am ehemaligen
Heeresverpflegungsamt), hier befand sich ab 1945 die
Haltestelle Silokanalbrücke, das
hier noch existente
"Stationsgebäude" rechts der Straße,
aufgenommen im April 1983,
© H. M. Waßerroth
Stationsgebäude Brandenburg,
Krakauer Tor, Bahnsteigseite, aufgenommen am 30.08.1972, © H. M. Waßerroth
Brielow hatte noch ein
Stationsgebäude des Einheitstyps, es
hat die Betriebseinstellung der Bahn
nicht überlebt, bereits Anfang der
1970er Jahre waren nur noch die
Grundmauern vorhanden, Foto: unbekannt,
Repro: © Slg H. M. Waßerroth
Stationsgebäude des Einheitstyps
in modernisierter Form mit
rechteckigen Tür- und
Fensteröffnungen, hier
Stationsgebäude Päwesin um 1950,
Quelle:
www.paewesin.de, Foto: unbekannt
Stationsgebäude des Einheitstyps
in modernisierter Form mit
rechteckigen Tür- und
Fensteröffnungen, hier
Stationsgebäude Weseram, das
Stationsschild hatte wohl schon
einen Liebhaber gefunden,
aufgenommen am 24.08.1973, © H. M. Waßerroth
alte
kleine Brücke bei Ketzür, Blickrichtung
Lünow, deutlich ist noch die bei den WHKB
gebräuchliche Schienenbefestigung aus der
Anfangszeit zu erkennen,
heute nutzt der Radwanderweg diese
Brücke, aufgenommen am 24.08.1973, © H. M.
Waßerroth
Stationsgebäude Roskow
aufgenommen am 30.08.1973, © H.
M. Waßerroth
Bf. Roskow,
schematisierter Lageplan von 1951,
Lokschuppen
Roskow, links daneben lagen
früher die Bahnhofsgleise, hier diente er
als Schafstall,
aufgenommen am
30.08.1973, © H. M. Waßerroth
Stationsgebäude Tremmen
aufgenommen am 24.08.1973,
© H. M. Waßerroth
Bahnhof Röthehof, Blick Richtung
Roskow mit "Sonderkonstruktion" zum
Wassernehmen vom Brunnen über die bereits
abgebauten Gleise 2
(Aufstellungsgleis) und 3
(Durchlaufgleis) zum bis
zuletzt dienenden Betriebsgleis Gl.
1 (Hauptgleis), aufgenommen am 30.08.1972, © H. M. Waßerroth
Bahnhof Röthehof, am 17.03.1996
war noch das Saugrohr des Brunnens
(links im Bild) sowie die
Wellblechbude der Gleiswaage in
Gleis 3 (hinten) vorhanden, © H. M. Waßerroth
Bahnhof Röthehof, die
Wellblechbude der ehemaligen
Gleiswaage in Gleis 3, aufgenommen
am 17.03.1996, © H. M. Waßerroth
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weiter zu Teil 2
Bericht
einer Bahnfahrt 1953
Vers. 5.3.0. vom
17.09.2023
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