Der Plauer Kanal -
mit dem Ihlekanal zum Elbe-Havel-Kanal
Zitat: "Für unsere Provinz ist der Plauer
Kanal schon längst eine höchst wichtige
Verbindung, durch die der große König sein Gedächtnis in
unseren Boden dauernd eingegraben hat."
Begründet durch die topographischen
Gegebenheiten sind die norddeutschen Flüsse für eine
west-östliche Wasserverbindung wenig geeignet. Wenn auch die
Flüsse im Laufe der Zeit öfter ihr Flussbett änderten, blieb
doch im Allgemeinen diese Situation erhalten. Dadurch war
die Anlage von Kanälen zur Verbindung der einzelnen
Wasserstraßen schon in früher Zeit eine wesentliche
Forderung zur Verbesserung der Transportwege.
So wurde im alten Oderbett 1662-68
der Müllroser Kanal und im früheren Weichselbett 1773-74 der
Bromberger Kanal angelegt. Weit früher führte von der Oder
zur Havel in einem alten Wasserlauf
der Finowkanal. Zwischen 1603 und 1609 verschüttet,
wurde er von Friedrich dem Großen 1744-46 wieder
hergestellt, um im Zusammenhang mit dem weiter westwärts
führenden, unserer Gegend angehörenden Plauer Kanal eine
Fortsetzung des Schifffahrtweges zu finden.
Der Gedanke einer solchen
Wasserverbindung war damals kein neuer. Schon im Jahre 1709
unterbreitete ein Ingenieur Roubay den Vorschlag, zwischen
der Elbe und der Saale von Kalbe bis Frohse einen Kanal zu
ziehen. Er sollte zur Erleichterung des Handels und des Salztransports,
insbesondere zur Vermeidung des sächsischen Zolls in der
Grafschaft Barby, der sich für den König auf ungefähr 30 000
Taler belief, dienen. In diesem Zusammenhang machte er auf die
Möglichkeit einer kürzeren Wasserstraße zwischen Berlin und
Magdeburg aufmerksam, wenn man die Elbe etwa von der Gegend
von Parey aus mit Benutzung der Stremme mit der Havel in
Verbindung setzen würde. Daraufhin hörte die Regierung über
diesen Vorschlag die Stände des Herzogtums Magdeburg. Diese
hatten aber große Bedenken. Man befürchtete, der Kanal
zwischen Elbe und Saale würde sehr teuer werden, da er durch
viele Höhen zu führen wäre und da beträchtliche
Entschädigungen an die betroffenen Grundbesitzer zu zahlen
sein würden. Auch würde die sächsische Regierung
Schwierigkeiten machen, wenn man das Gebiet von Barby
vielleicht doch nicht ganz umgehen könnte und nun an anderen
Stellen Zoll erhoben wird.
Ebenso wenig versprach sich der
Ausschuss von einem Elbe-Havel-Kanal, da der Verkehr zu
Wasser zwischen Magdeburg und Berlin nicht viel
transportiere und da der Kanal sehr kostspielig werden
würde, denn die Stremme gehe mehrfach durch sumpfiges
Gelände. Die Ufer des Kanals müssten daher verbohlt und
Dämme gegen Überschwemmung von der Elbe her gezogen werden.
Was aber besonders zum Widerspruch veranlasste sieht
man aus der Bitte, man möchte, falls man dennoch an dem
Projekt festhalten sollte, wenigstens die Untertanen bei dem
dürftigen Zustand des Herzogtums mit Beiträgen für den Bau
verschonen. Da die Regierung aus dem Bericht eines
Baumeisters entnahm, dass die Elbe höher fließe als die
Saale, blieb die ganze Sache vorläufig liegen.
Bald nach dem Regierungsantritt
Friedrichs des Großen kam das Projekt aber wieder auf, und zwar
handelte es sich jetzt um die Verbindung der Elbe mit der
Oder, resp. Berlins mit Magdeburg einerseits und Stettin
anderseits. Am 05.02.1741 überreichte der Minister v. Görne
eine "Information
sommaire, was bei Anfertigung der neuen Kanäle an Profit
ohngefähr zu hoffen." Er erwartete für den Handel,
besonders in Anbetracht der Verschiffung von Getreide, einen
nicht unbeträchtlichen aber vorher kaum abzuschätzenden
Gewinn. Er errechnete einen Vorteil für den Handelsverkehr
der sich auf 148 000 Taler belaufen dürfte. Für die
königliche Kasse handelte es sich zunächst um den
Salztransport, der einen Profit von 21.500 Taler erwarten
lasse. Dazu käme der Gewinn aus dem Holzhandel (80 000
Klafter Holz, 3 000 Fuder Holzkohlen usw.), der zu 68 099
Taler berechnet wurde.
Im folgenden Jahre stellte der
Minister mit dem Präsidenten der Magdeburger Kriegs- und
Dom.-Kammer v. Platen allerdings eine andere Berechnung auf.
Nach dieser erwartete man eine Ersparnis beim
Salztransport von 4 000 Taler. Für das Salzwerk von
Schönebeck nahm man einen Bedarf von 25 000 Klafter
Brennholz an. Während man für das Holz bisher 3 Taler je
Klafter
bezahlte, konnte man es mit Hilfe des Kanals zu 2 Taler je
Klafter nach
Schönebeck liefern, sparte also 25 000 Taler. Alles in allem
errechnete man einen Gesamtnutzen des Elbe-Havel-Kanals von
55 274 Taler.
So unsicher solche Aufstellungen auch waren, man war sich
der Unsicherheit derselben wohl bewusst.
Trotzdem war an dem Nutzen der vorgeschlagenen Kanalanlage
wenig zu zweifeln, sodass mit der Ausführung im Frühjahr
1742 begonnen wurde.
Am 20.04.1742 ging eine Verfügung an den Magdeburger Kriegs-
und Dom-Kammer-Präsidenten v. Platen, worin es hieß:
"Es ist schon vor
vielen Jahren in Vorschlag gekommen, dass zu Facilitirung
und Verbesserung des Commercii die Oder mittelst
Schiffbarmachung des Finowflusses bei Liebenwalde mit der
Havel und diese hinwieder durch die Plauensche See ohnweit
Brandenburg u. s. w. durch Anfertigung eines Canals mit der
Elbe zwischen Niegripp und Hohen-Warthe combinirt werden
möchte.“ Das Vorhaben des Kanalbaus wurde wieder aktuell
und man erwartete,
„dass es nicht allein gar practicable, sondern auch ein vor Uns und das
publicum sehr nützliches Werk sein würde, ....“ In einer
Kabinettsorder an das General-Direktorium wurde um mehr
Gewissheit zu haben gefordert, dass nochmals gründlich
untersucht und ein Anschlag der Kosten gemacht werden soll,
wobei dann auch zu überschlagen ist, was solch einen Kanal
zu erhalten jährlich kosten würde.
Des Weiteren sollte für den vom Plauer See bis zur Elbe
zwischen Niegripp und Hohenwarthe zu ziehenden Kanal und der
dabei etwa nötigen Schleusen, sondern auch an Zöllen,
Schleusengelder, Land, Wiesen und sonstiges in dem ganzen
Bereich, wo dieser Kanal geführt werden soll, an Kosten
entstehen. Bei der Untersuchung sollen auf Wasserbau
spezialisierte Leute hinzugezogen werden. Mit dem
Minister v. Görne in Plaue, der mit der ganzen Sache
vertraut war, müsse alles Weitere geklärt werden, wobei dann der
Ingenieur Mahistre mit teilnehmen solle, um dabei dann
auch festzulegen, wie der Kanal am besten geführt
werden könne.
Der Plauer Kanal in seiner
Ursprungsausführung von 1745, Zeichnung: J. Maenss
Die erste Bereisung der Gegend, durch
welche der Kanal gehen könnte, fand, da vorher die
Wasserverhältnisse ungünstig waren, zwischen dem 8. und
13.05.1742 statt. An eine stärkere Benutzung der Stremme,
auf die der erste Vorschlag hingewiesen hatte, wurde nicht
mehr gedacht. Vielmehr plante man, der Kanal solle seinen
Anfang zwischen Hohenwarthe und Niegripp nehmen und sich
zwischen Burg und Parchau südlich von Ihleburg und Güsen
durch die Parchener Feldmark weiter ostwärts ziehen. Das
benötige Wasser sollte von der höher fließenden Elbe
abgeleitet werden und von einem aus dem Fiener Bruch über
Zitz und Karow zu ziehenden Graben kommen. Außerdem war der
Kanal nicht für größere Elbfahrzeuge, sondern für sogenannte
Breslauer Kähne, Fahrzeuge zweiter Größe, geplant, da der
Elbe im Sommer nicht viel Wasser entnommen werden könne. Mit diesem
Plan verband man bald noch einen zweiten, wonach zur
Vermeidung der beschwerlichen Schifffahrt bei Magdeburg ein
Kanal von der Elbe bei Pechau oder Prester über Königsborn
und Biederitz bis wieder zur Elbe bei Gerwisch geführt
werden sollte.
Die Nivellierung wurde im September
1742 Baumeister Riese übertragen. Dieser riet, statt zu
einem Kanal von Niegripp aus, zu einem nördlicheren Abzweig
von der Elbe. Von Parey aus würde die Hauptschleuse besser
vor dem Eisgang und großem Wasser gedeckt und die Gegend
geeigneter. Nur 3 Schleusen seien statt 5 erforderlich und
der Kostenaufwand um etwa 30 000 Taler geringer.
Nachdem man sich für Rieses
Auffassung entschieden hatte, begannen im Frühjahr 1743 die
Vorbereitungen für den Bau. Präsident v. Platen bereiste
Ende März 1743 die einzelnen Orte und sprach mit den Leuten,
deren Grund und Boden berührt werden wird. Er machte sie auf
die Vorteile aufmerksam, die ihnen erwachsen werden, dass
sie ihr Holz in Zukunft besser absetzen können, und dass
ihre Äcker, Wiesen und Hütungen durch leichteren Abzug des
Wassers verbessert werden dürften. Mit Rücksicht darauf
verzichten sie auch im allgemeinen auf Vergütung für das
ihnen abzugrabende Land. Nur ein Herr v. Werder auf
Woltersdorf verlangte eine Vergütung, da er an den Plauer See
grenzt, er also nicht wie andre Vorteile zu erwarten hat,
sondern geradezu einen Verlust, denn bis dahin ist eine
große Menge Holz auf seinem Land vor der Verschiffung
abgesetzt worden, wofür er 50 Taler erhoben hatte. Sonst
waren nur geringe Entschädigungen nötig. Für die Ämter
Derben und Altenplathow und die Bürger von Genthin und den
Bauern der betroffenen Dörfer wurden nur Beiträge
und Verpflegungsgelder für die abzugebenden Grundstücke
gezahlt.
Der Querschnitt der
Ursprungsausführung des Kanals von 1745, Zeichnung: J.
Maenss
Der König wünschte sich eine beschleunigte Ausführung des
Baues und stellte durch Kabinettsorder vom 24.04.1743 vom
Bredowschen Garnisonregiment 500 und vom Weyerschen
Bataillon 250 Mann in Aussicht. In einer weiteren
Kabinettsorder vom 25.06.1743 an den Präsidenten v. Platen
befahl er, „dass die
nächsten Dorfschaften an den Orten, wo die 3 Schleusen
angelegt werden, ganz ohnweigerlich die benöthigten Leuthe
zur Rammarbeit gegen 4 Groschen tägliche Löhnung pro Mann
hergeben sollen….“
Im Sommer 1743 begannen die Arbeiten. Die Oberleitung,
Schleusen- und Häuserbau übernahm der Landbaumeister Riese,
die eigentlichen Erdarbeiten der Ingenieur Mahistre. Für die
Erdarbeiten waren 60 000 Taler vorgesehen, eine Summe, die
später erhöht werden musste, da sich nicht vorhergesehene
Schwierigkeiten zeigen. Mit Hilfe der zur Verfügung
gestellten militärischen Kräfte schritt der Bau anfangs ziemlich
schnell voran, aber mancherlei Umstände, die Herabsetzung
des Lohnes zum Herbst, Abberufung der Soldaten, großes
Hochwasser im Frühjahr 1744, behinderten den Fortgang. So wurde
im September 1744 geklagt, dass, während man zeitweise schon
1800 Arbeiter beschäftigt habe, nun kaum noch 300 am
Arbeiten seien. Der 2. schlesische Krieg machte es
unmöglich, dass die Regimenter Mannschaften bereit stellten.
Bei den übrigen Arbeitern aber entstand die Furcht, sie
werden in die Regimenter eingezogen, und so blieben sie zum
Teil weg. Die vorhandenen Kräfte waren auch nicht immer
willig. Anfang Oktober 1744 kam es zu einem Streik der
Maurergesellen. Sie wollten nicht mehr arbeiten, wenn ihnen
nicht bis Gallen (16. Okt.) mehr Lohn gezahlt wird. Von da
ab wollen sie mit 6 Groschen zufrieden sein. Hierbei lag
einige Schuld wohl auch am Verhalten der Aufseher. Der
Kammer-Präsident v. Platen schrieb einmal, er habe es
bei seiner Rückreise von Berlin missfällig wahrgenommen,
dass es mit der Arbeit bei der Plauer Schleuse langsam und
schläfrig hergehe, was daher komme, dass der Herr Baumeister
den Aufsehern nicht besser auf die Finger gesehen habe. Sie
hätten Schwenzelpfennige gemacht und den Arbeitsleuten von
ihrem Lohn wöchentlich etwas abgezogen, wodurch ihre
Autorität habe leiden müssen. Der ursprünglich gedachte
Termin konnte so nicht eingehalten werden, trotzdem wurde
der Kanal bis auf eine Strecke von 500 Ruthen, die für 1745
verblieben, 1744 fertig.
Verlag und Foto: unbekannt
Blick durch die Schleusenkammer der alten Pareyer Schleuse
auf einer Postkarte von 1892,
auch gut zu erkennen die Bauform der Brücken mit
Mastenklappe in der Mitte, Quelle: Wikipedia
Man hatte zuerst für den Kanalausgang
die Strecke der alten Elbe oberhalb Parey ausersehen.
Mahistre ging aber von diesem Plan, obwohl die
Schifffahrtstrecke dadurch länger wurde, ab, weil er den zu
starken Wasserandrang der Elbe fürchtete, und wählte die
Strecke unterhalb auf Derben zu. Für diese Fahrt abwärts
hatte sich auch Oberteichinspektor v. Haerlem ausgesprochen.
Das Bett der alten Elbe verlangte nun aber eine umfassende
Korrektur. Steine und Baumstämme mussten ausgehoben und eine
gleichmäßigere Tiefe hergestellt werden. Schließlich
brauchte man aber doch von oberhalb her einen Zufluss, da
die alte Elbe bei niedrigem Wasserstand nur bis 2 ½ Fuß
Wasser hatte, und so wurde ein Durchstich durch das sogenannte
düstre Loch vom oberen Ende der alten zur neuen Elbe
notwendig. Das kostete Zeit, zumal eintretende Nässe
hinderlich wurde und Dämme zum Schutz der Arbeiten,
besonders an der Pareyer Schleuse, gegen Hochwasser
gezogen werden mussten. Den Ingenieur Mahistre trafen wegen der
Verzögerung Vorwürfe und er entschuldigte sich zu
seiner "unglücklichen Unternehmung" und erklärte,
".... an der Verzögerung
des Ganzen habe niemand solche Schuld als der König selbst,
da er die Soldaten zur Armee berufen habe".
Die im Herbst 1745 aufgeworfene
Frage, ob nicht auch gleich ein Floßgraben durch das Fiener
Bruch und von da bis an den Plauer Kanal (in einer Länge von
2394 Ruthen mit 24 Fuß Sohlenbreite) zu ziehen sei, wurde
vom König verneint. Trotz des Krieges ist der ganze Bau bis
Ende des Jahres beendet und am 03.01.1746 ergeht die
Kabinettsorder an v. Platen, dass Rest- und Aufräumarbeiten
schnellstens erledigt werden und der Kanal für die
Inbetriebnahme vorbereitet wird.
Am Dienstag den 26. und Mittwoch den
27.04.1746 fand eine Probefahrt mit einem beladenen
Salzschiff von 4 Fuß Tiefgang statt. Sie fiel im Ganzen
befriedigend aus. Man fand, dass durch die Fahrt durch den
Kanal etwa 5 Tage Zeit erspart wurden. Die Tiefe war
allerdings nicht überall dieselbe, während sie mehrfach über
6 Fuß betrug, ging sie stellenweise doch kaum über 4 Fuß, so
dass man es für ratsam hielt, den Kanal nur mit Breslauer
Kähnen (3 Fuß Tiefgang) befahren zu lassen.
Alter Plauer
Kanal (Abschnitt Woltersdorfer Altkanal) oberhalb der Plauer Schleuse
am Dorotheenhof,
Foto: 22.04.2019,
© H. M. Waßerroth
Entwicklung des Kanals bis Mitte des 19.
Jahrhunderts
Mit dem 01.06.1746 begann die
Schifffahrt. Die Schiffer fuhren aber anfangs noch vielfach
den alten Weg, sodass von Zwangsmitteln gesprochen wurde,
die aber wohl nicht wirklich zur Anwendung gekommen zu sein
scheinen. Vom 1. bis 16. Juni passierten den
Kanal 181 Fahrzeuge, 147 mit königl. Freipässen. An
Zoll wurden in der selben Zeit 32 Taler, 8 Pf. erhoben.
Nach dem für das 1. Jahr
aufgestellten Etat erwartete man eine Einnahme von 23 196
Taler, darunter Zoll für Getreide und Kaufmannsgüter 776
Taler, dem gegenüber eine Ausgabe von 10 374 Taler. Diese
setzte sich zusammen aus den Zinsen für das aufgewendete
Kapital von rund 184 000 Taler in Höhe von 9 200 Taler, aus
den Gehältern für Beamte und Aufseher, den Kosten für die
Ausschlämmung des 8655 Ruthen (etwas über 4 1/4 Meilen von
Parey bis zum Plauer See) langen Kanals und denen für
Instandhaltung der 8 Brücken, der 3 Schleusen mit 16 ½ Fuß
Gefälle und der verschiedenen Gebäude. Nach diesem Ansatz
ergab sich ein Überschuss von 12 822 Taler.
Der Anschlag war nicht allzu
hoch gegriffen. Der Verkehr steigerte sich dann allmählich
immer mehr. Ein Rechnungsbuch über das Jahr vom 01.06.1802
bis 31.05.1803 zeigt (abgesehen von den königl. Schiffen)
einen Verkehr von 1146 Schiffen bei der Pareyer Schleuse und
eine Einnahme aus dem Kanalzoll von 22 286 Taler.
Infolgedessen legten König und Staatsregierung großen Wert
auf die Erhaltung der Anlagen, Schäden wurden umgehend
ausgebessert. Ab 1800 sind durchschnittlich 15 000 Taler
(etwa 470 Taler je km) ausgegeben worden. Große Probleme
bereiteten Versandungen unterhalb der Schleusen durch
Freiwassereinleitungen und in den Mündungsbereichen der Ihle
und des Mühlengrabens bei Genthin. Die mühsame Beseitigung
mit Handbagger dauerte oft tage- , bisweilen sogar
wochenlang. Dann mussten Schiffe leichtern oder gar warten.
Besonders häufig kam es zu Versandungen in der alten Elbe.
Dem versuchte man im Jahr 1819 durch einen Damm in der alten
Elbe oberhalb der Kanalmündung zu begegnen, Kosten 7 100
Taler. Das Problem der Versandungen wurde dadurch aber nur
verlagert. Nun versandete die alte Elbe an ihrer Einmündung
in die Stromelbe.
Bis auf die Pareyer Schleuse
bestanden die Schleusen bei Kade und Plaue aus Holz. Das
machte ihre Erneuerung bereits nach relativ kurzer Zeit
erforderlich. Bereits 1781 bekam Plaue eine neue Schleuse,
aber wieder aus Holz. 1793/94 wurde die Kader Schleuse durch
einen Massivbau ersetzt und 1820/21 musste auch die Plauer
Schleuse nun durch eine massive Anlage ersetzt werden. Das
war dann der dritte Schleusenbau der Plauer Schleuse.
Die
erste massive (südliche) Schleusenkammer von 1820/21 der
Plauer Schleuse heute, Foto: 05.10.2018,
© H. M. Waßerroth
Die alte massive Schleuse in
Parey hatte fast 100 Jahre Bestand – sie wurde erst
1839/41 durch einen Neubau ersetzt. Alle 8 hölzernen
Straßenbrücken, sämtlich Klappbrücken, erhielten von 1813
bis 1825 neue Überbauten in den alten Abmessungen, aber mit
einer Durchfahrtshöhe von 10 Fuß (3,14 m) über
Kanalmittelwasser. Dadurch ließen sich die Zugklappen
einsparen und es waren nur noch Mastenklappen mit 22 Zoll
(57 cm) lichte Weite für die Masten der Segel nötig.
Antriebsmotoren für Kähne gab es
damals noch nicht. Die Kähne segelten oder wurden durch
Staken und Treideln fortbewegt. Segeln war aber nur auf zwei
Abschnitten des Kanals erlaubt, und zwar auf den seeartigen
Erweiterungen von der Einmündung der Ihle bis zur
Hagenbrücke und von der Beckmannschen Ziegelei in Genthin
bis zur Abzweigung der Stremme bei Roßdorf. Begegneten sich
zwei Kähne, mussten die Segel eingezogen werden.
Schleusungen durften nur von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang
erfolgen. Geschleust wurde streng nach Reihenfolge der
Ankunft. Nur Heeresgüter und private Pulverschiffe wurden
sofort nach ihrer Ankunft geschleust.
Karte am 04.03.1917 gelaufen
Verlag: Max Engel, Plaue a. Havel, Foto:
nicht angegeben
Blick auf den Vorhafen im Oberwasser der Plauer Schleuse mit
dem Sockel des ehemaligen Mastenkrans, Slg. H. M. Waßerroth
Der Mastenkran half den
Schiffern, ihre Segelmasten, die teilweise bis 20 m
maßen, niederzulegen oder aufzurichten. An allen 3
Schleusen soll es solche Krane gegeben haben, vom
Plauer Mastenkran ist der gemauerte Sockel erhalten geblieben.
Im Laufe der Jahrzehnte zugewachsen und vergessen,
hat man sich der Anlage wieder erinnert. Diese "Schiffsmastenlegeanlage"
wurde saniert und ist als Baudenkmal für die
Nachwelt erhalten.
Der
gemauerte Sockel der Krananlage mit schützendem Dach vor der
Sanierung des Mauerwerkes an der
Plauer Schleuse, Foto: 05.10.2018,
© H. M. Waßerroth
|
Im Winter ruhte die Schifffahrt im
Kanal bis das Frühjahrshochwasser der Elbe am Pegel Parey
auf 12 Fuß 6 Zoll gefallen war. Diese Pause nutzte man für
Ausbesserungen, vor allem an den Bauwerken.
Durch die in den Jahren 1845 bis 1848
erbaute Eisenbahn von Potsdam nach Magdeburg bekam die
Schifffahrt durch den Plauer Kanal Konkurrenz. Die Eisenbahn konnte
viele Güter billiger und vor allem schneller befördern,
Transporte von Waren durch den Kanal wurden weniger. Der
Kanal begann zu veröden, aber auch weil er in seinen
Abmessungen nicht mehr den Anforderungen der sich
weiterentwickelnden Schifffahrt entsprach.
Der Kanalausbau von 1862 bis 1866
Mit dem Einsatz der Dampfmaschine
auch im Schiffsverkehr konnte der Schleppbetrieb die
Güterbeförderung deutlich beschleunigen. Für eine
wirtschaftliche Dampfschifffahrt war aber eine Vergrößerung
des Kanalquerschnitts für größere Fahrzeuge erforderlich.
1862 kam der Elbstrombaudirektor Th. Kozlowski als
Wasserbaudirektor nach Genthin. Er wies auf die Mängel und
die Möglichkeiten der Erweiterung des Plauer Kanals hin. Ihm
war es zu verdanken, dass der preuß. Staat noch 1862 Mittel
für eine Verbreiterung und Vertiefung des Kanals bereit
stellte. Auch in den Folgejahren bis 1866 flossen Gelder,
insgesamt 139 000Taler, für den Ausbau. Der Kanal erhielt
einen Querschnitt von 21,20 m2
, so dass Finowkähne mit bis zu 4 Fuß (1,25 m) Tauchtiefe
bei 150 t Beladung jederzeit aneinander vorbei fahren
konnten.
Der Querschnitt des Kanals nach
dem Ausbau von 1866, Zeichnung: Ostmann
Die Arbeiten, bei denen 600 bis 800
Arbeiter beschäftigt waren, sind im Eigenbetrieb bei einem
Tageslohn von ½ Taler für 10 Stunden Arbeit
ausgeführt worden. Für Baggerarbeiten standen anfangs nur
Handbagger zur Verfügung, ab 1864 dann auch ein Dampfbagger,
der vornehmlich bei den Vertiefungen zum Einsatz kam. Den
Aushub bei der Anlage von Durchstichen und den Vertiefungen
nutzte man, um Buchten und Altarme zu verfüllen. So ist zum
Beispiel der Seedorfer und der Genthiner See bis auf den
Kanalschlauch verschwunden. Für die Ausbauarbeiten war der
Kanal vom 01.11.1862 bis 31.04.1863 für den ohnehin geringen
Schiffsverkehr geschossen und trocken gelegt worden. Von
1864 bis 1866 durften Schiffe die Baustelle nur morgens, in
der Mittagspause und abends passieren. An den Kunstbauten
wurden nur Ergänzungen und Überholungen vorgenommen: Die
Schleuse Kade erhielt neue Tore, die Schleusen Parey und
Plaue wurden instand gesetzt. Die hölzernen Brücken blieben
unverändert, da ihr baulicher Zustand noch genügte,.
Der Ihle Kanal
In neuerer Zeit kamen Gedanken
auf, wie man eine Verbindung der Ems mit der Weser und Elbe
bewerkstelligen könnte. Man dachte auch wieder über
Verbesserung resp. Verkürzung des Wasserweges zwischen
Magdeburg und Berlin nach. So kam man, zumal sich die Anlage
der Pareyer Schleuse als mangelhaft erwiesen hatte, auf die
Anlage eines Kanals zurück, der das Bett der Ihle benutzend,
diesen kürzeren Weg nutzen sollte.
Auch die Stadt Burg (bei Magdeburg)
regte immer wieder die Kanalisierung der Ihle mit Anschluss
an den Plauer Kanal an. Man versprach sich dadurch einen
billigen Wassertransport der Tuch- und Tabakerzeugnisse
vornehmlich nach Berlin, aber auch für die Anfuhr der Roh- und
Brennstoffe. Aber mit Verweis auf die 1846 eröffnete Bahnlinie
Berlin - Magdeburg lehnte die preußische Staatsregierung
dieses Vorhaben immer wieder ab. Erst als die Stadt
Magdeburg den Gedanken eines Kanals nach Westen über Burg
zur Elbe aufgriff und gleichzeitig 1864 der Wasserbauinspektor
Kozlowski für dieses Projekt einen Entwurf erarbeitete,
gewann dieses Vorhaben Aussicht auf Verwirklichung. Die
Probleme an der Mündung des Plauer Kanals in die Elbe
beförderten den Gedanken einer Kanalisierung der Ihle. Auch
sank oft durch niedriges Elbwasser in der Haltung Parey -
Kade die Wassertiefe bis auf 60 cm ab, was die Schifffahrt
stark beeinträchtigte. Die Untersuchungen Kozlowskis kamen
zu dem Ergebnis, dass an Stelle einer neuen Schleusenanlage
bei Parey, die Anlage eines Seitenkanals im Tal der Ihle mit
einer kurzen Mündung in die Elbe bei Niegripp vorzuziehen
war. Dadurch würde auch der Stadt Burg der Transport auf dem
Wasserweg erschlossen.
Der Plauer und Ihlekanal um 1900,
Verlag: Julius Klinkhardt, Zeichnung:
Friedrich Wilhelm Wernicke, Quelle:
Wikipedia
Die Erdarbeiten begannen im
Spätsommer 1865 von beiden Enden aus. Gleichzeitig erfolgte
der Bau der Schleusen. Einer günstigeren Vorflut beim Bau
wegen, um Wasserhaltungskosten zu sparen, erst 1866 bis 1869
die Schleusen Niegripp und Bergzow und dann ab 1868 bis 1871
die Schleuse Ihleburg. Dementsprechend stand auch der Bau
der 11 Brückenbauwerke im Plan.
Der Kanal folgte von Seedorf über
Bergzow, Güsen, Ihleburg, bis Burg der Ihle und wandte sich
dann der Elbe bei Niegripp zu. Das Folgen der Ihle verlangte
Krümmungen mit Radien bis zu 120 Meter. Der neue Seitenkanal
erhielt das gleiche Profil wie der gerade erst erweiterte
Plauer Kanal. Die Stadt Burg (bei Magdeburg) musste sich mit
13 000 Taler an den Baukosten beteiligen. Als Bauzeit waren
zunächst 4 bis 5 Jahre vorgesehen. Um das natürliche Gefälle
der Ihle auszugleichen, hatten die Schleusen Bergzow 2,70 m
und Ihleburg 2,50 m Abfall. Die Schleuse Niegripp war wie
die Schleuse Parey mit Drempeln so angelegt, dass sich je
nach Wasserstand der Elbe der Abfall kehren ließ, damit die Schiffe
die Schleuse mit vollem Tiefgang befahren konnten.
Alte Schleuse Niegripp am 18.04.2009, Quelle:
Wikipedia, Foto: CC BY-SA 3.0, Mussklprozz
Alle Erdarbeiten und die
Wasserhaltung erfolgten im Eigenbetrieb und möglichst im
Trockenaushub per Hand. Lediglich die unteren Querschnitte
sind mit Nassbagger nachgeholt worden. Die Herstellung der
Kunstbauten des Kanals übernahmen Unternehmer. Alle 11
Brücken erhielten eine Durchfahrtshöhe von mindestens 13 Fuß
(4,08 m) bei einer lichten Weite von 11,80 bis 12,00 m. Da
aber die Leinpfade von je 1,40 bis 1,60 m ebenfalls unter
der Brücke hindurchgeführt werden mussten, blieb eine reine
Weite von nur 8,90 bis 9,20 m für die Schiffe übrig. Die
Widerlager der Brücken bestanden aus Zyklopenmauerwerk auf
Schüttbeton zwischen Spundwänden, die Brückenträger aus
parallelen Gitterträgern. Die Hauptträger hatten einem Abstand
von 5 m und trugen den darauf liegenden doppelten Holzbohlenbelag für
eine Fahrbahnbreite von 3 m.
Bei den Schleusen Ihleburg und
Bergzow betrug die nutzbare Kammerlänge 47,00 m und die
Breite 8,00 m. Die Schleuse Niegripp wurde als
Kuppelschleuse mit 3 Häuptern und 2 hintereinander liegenden
Kammern mit je 47,00 m Nutzlänge und gleicher Breite wie bei
den anderen Schleusen ausgeführt. Alle 3 Schleusen sind auf
Schüttbetonplatte zwischen Spundwänden gegründet worden. Die
Betonplatte wurde in den Kammern durch ein umgekehrtes
Gewölbe von 30 cm Stärke aus Klinkern übermauert, die
Kammerwände und die Häupter aus Ziegelsteinen mit
Klinkerverblendung ausgeführt. In Ober- und Unterhäupter
sind gleiche Stemmtore als eiserne Riegeltore mit 10 mm
starker Blechhaut eingebaut worden. Die Bewegung erfolgte
per Hand über Zahnstangenantrieb. Auch die Zugschütze in
jedem Torflügel waren per Hand zu bedíenen.
Luftaufnahme der Schleuse Bergzow am 14.04.2020, Quelle:
Wikipedia, Foto: CC BY-SA 4.0, Gregor Rom
Zum 01.04.1866 wurde Kozlowski als
Elbstrombaudirektor nach Magdeburg versetzt. Von da ab
übernahm Ludwig Hagen, der Sohn des Altmeisters des
deutschen Wasserbaus Gotthilf Hagen, die Bauleitung.
Der neue Ihlekanal erfüllte die in
ihn gesetzten Erwartungen in vollem Umfang. Der Verkehr
zwischen der Havel und der Elbe stieg von 4746 Fahrzeuge im
Jahr 1872 auf 8103 im Jahr 1882. Durch die Verlagerung des
Durchgangsverkehrs von Parey nach Niegripp verödete der
sogenannte "schmale Graben" von Seedorf bis Parey und diente
nur noch dem örtlichen Verkehr für Ziegeleien, Ton- und
Kiesgruben.
Nach Vollendung des Ihlekanals wurden
von 1874 bis 1878 die hölzernen Brücken über den Plauer
Kanal durch massive Bauwerke ersetzt.
Die Erweiterungen von 1883 bis 1891
Der Aufschwung des Verkehrs im Plauer
und Ihlekanal führte bald zu der Erkenntnis, das der
Querschnitt der beiden Kanäle erneut vergrößert werden
müsste. Die kleineren Finowmaßkähne wurden immer mehr von
den Plauermaßkähnen (63 m Länge, 8 m Breite) abgelöst.
Eine Anpassung der Wasserstraße war unumgänglich. Diese
Erweiterung von Plaue über Seedorf bis Niegripp wurde von
1883 bis 1891 für 2 230 000 Mark ausgeführt und umfasste die
Vertiefung und Verbreiterung des Kanalbettes, Vergrößerung
der Schleusenanlagen und Erweiterung einiger über den Plauer
Kanal führender Brücken. Der neue Kanalquerschnitt hatte
eine Sohlenbreite von 16 m, 26 m Wasserspiegelbreite und
eine Wassertiefe von 2 m. Engere Krümmungen wurden
aufgeweitet, so dass eine Begegnung zweier Kähne gerade so
möglich wurde.
Der neue Querschnitt des Kanals nach
dem Entwurf von 1883, Zeichnung: Ostmann
Die Querschnittsvergrößerung wurde
vornehmlich nur nach einer Seite ausgeführt, um nicht beide
Ufer neu befestigen zu müssen. Befestigt waren die Ufer
meist mit Bepflanzungen und dazwischen leichten
Steinpackungen. Wellenschlag war noch kein Problem, da die
Fortbewegung der Kähne hauptsächlich durch Staken und Treideln,
vereinzelt Segeln geschah. Schleppbetrieb mit
maschinenbetriebenen Schiffen bürgerte sich erst langsam
ein. Vereinzelt waren nach und nach stärkere
Uferbefestigungen notwendig, das waren aber nur 6 000 m3
Schüttsteine
auf etwa 60 km Kanalufer.
Die Schleusenanlagen wurden für
Plauermaßkähne eingerichtet. So entstanden von 1884 bis 1886
nördlich neben den Schleusen für Finowmaßkähne in Plaue eine
zweite Schleuse mit 67 m Länge und 8,6 m Breite, Kosten 410
000 Mark und in Kade für 245 000 Mark.
Zeichnung vom August 1887 aus einem Plan zur Erweiterung
des Plauer Kanals: Schleusen Plaue,
Lage der beiden Plauer Schleusen und
am Oberhafen der Mastenkran, Zeichnung: Baurat Schuke
Karte am 13.11.1923 gelaufen
Verlag: Max Engel, Plaue a. H., Foto:
nicht angegeben
Blick vom Unterwasser auf die Plauer Schleuse, links die
Schleusenkammer von 1820/21, Slg. H. M. Waßerroth
Plauer Schleuse,
links die 2. Schleuse (Nordkammer), zwischen beiden Schleusenkammern das Betriebsgebäude des
Schleusenwärters,
Foto: 05.10.2018,
© H. M. Waßerroth
Plauer
Schleuse, Tafel mit den Baujahren der zweiten
Schleusenkammer, Foto: 05.10.2018,
© H. M. Waßerroth
Die Schleusen Ihleburg und Bergzow
wurden 1883-86 durch Verlegen eines Hauptes um rund 20 m
verlängert (wegen Straßenbrücken in Ihleburg des
Oberhauptes, in Bergzow des Unterhauptes). Gleichzeitig
mussten hier auch die Freiarchen mit ihren Kanälen geändert
werden. Für die Schleusenverlängerungen auf rund 67 m war
der Ihlekanal vom 13.08.1883 bis 13.05.1886 gesperrt. Die
Verlängerung der
Schleusen Ihleburg und Bergzow verursachte nur Baukosten von 180 000 Mark. Da die Schleusen aber
nur verlängert und nicht auch verbreitert wurden, blieb der
Ihlekanal auf Fahrzeuge mit maximal 63 m Länge und 7,5 m
Breite beschränkt. Auch die lichte Weite der Brücken blieb
unverändert. Die eingesparten finanziellen Mittel sollten
dem Umbau der Elbemündung bei Parey auf die neuen
Anforderungen zu Gute kommen.
Die Brücken des Plauer Kanals wurden
beginnend mit der Brücke bei Dunkelforth 1886 und der
Genthiner Brücke 1887, weil sie im Zuge von ausgebauten
Hauptstraßen lagen, umgebaut. Dabei hat man ein Widerlager
neu gebaut und das in der Mitte stehende Widerlager der nun
zwei Öffnungen bis zum Wasserspiegel abgebrochen und auf dem
Stumpf einen Mittelpfeiler errichtet, so dass die Schiffe an
beiden Seiten vorbeifahren konnten. Bei der Genthiner Brücke
gestaltete sich das etwas komplizierter, da die Brücke in
einer unübersichtlichen Krümmung lag. Die umgebauten Brücken
erhielten als Fahrbahnbelag nun auch eine Pflasterung, die
Genthiner Brücke sogar zwei 1,36 m breite Fußwege.
Erst 1892 bis 1897 wurden die
restlichen Brücken des Plauer Kanals erweitert, behielten
aber ihre hölzerne Fahrbahn.
Die Kader Brücke
von Mitte der 1890er Jahre ca. 1927 aus Richtung Schleuse
gesehen, Foto: unbekannt,
Quelle: Slg. Kreismuseum Jerichower Land,
Genthin
Die neue Brücke bei Kader Schleuse um 1930 vor der
Fertigstellung,
die hintere Brücke
von Mitte der 1890er Jahre vor ihrem Abbruch, die Schleuse
war bereits abgerissen, Foto:
unbekannt
Wie beim Um- und Ausbau der
früheren Jahre, wurden auch diesmal alle Erd-, Bagger- und
Ufersicherungsarbeiten im Eigenbetrieb ausgeführt. Nur
Baustofflieferungen und Kunstbauten übernahmen
Fremdbetriebe. Im Jahre 1884 errichtete die Reichspost
für eine Verbesserung der Kommunikation aller Dienststellen
für Kanalunterhaltung und Kanalbetrieb eine
Fernsprechleitung längs des Kanals. Die Arbeiten und der
Draht kosteten 12 500 Mark, die Telegraphenmasten und
Fernsprechapparate musste die Wasserbauverwaltung selbst
beschaffen.
Verlegung der Kanalmündung bei Parey 1888 bis 1893
Mitte der 1880er Jahre waren die Verhandlungen mit den
Eigentümern am rechten Ufer der Elbe von Schartau bis Derben
so weit gediehen, dass sie sich zu einer Deichgenossenschaft
zusammenschließen konnten. Daraufhin begann 1888 die Anlage
eines neuen Deiches 2 km weiter an die Stromelbe heran.
Dadurch musste auch das Oberhaupt der Schleuse Parey verlegt
werden. Bei der Gelegenheit gestaltete man die Kanalmündung
in die Elbe neu, ähnlich wie bei der Schleuse Niegripp. Das
Problem der Versandung der Verbindung zur Stromelbe war zwar
nicht beseitigt, war aber auf der jetzt kürzeren
Verbindungsstrecke leichter beherrschbar.
Die neue Schleuse Parey wurde ähnlich wie in Niegripp als
Verbundschleuse mit drei Häuptern und zwei Kammern mit 67 m
Länge und 8,6 m lichte Weite angelegt. Die Bauweise
entsprach der Bauweise der neuen Schleusen Kade und Plaue.
Die Äußere Kammer (zur Elbe zu) hatte der möglichen
Elbwasserstände wegen ein Gefälle bis 5 m, bei der inneren
Kammer genügte ein Gefälle bis 2,80 m.
Als Folge der Schleusenverlegung musste der Landweg von
Neu-Derben nach Parey, der vorher über das Unterhaupt der
alten Schleuse führte, mit einem neuen besonderen
Brückenbauwerk bei Neu-Derben über den Kanal geführt werden.
Das neue 7 m breite in Klinkern erstellte Brückenbauwerk im
Zuge des alten Deiches mit 2 Öffnungen hatte an der
Westseite Schwimmtore, die sich bei Hochwasser schließen
ließen.
Da die größeren Schiffe (Plauermaß) den Ihlekanal nicht
befahren konnten, mussten sie den Plauer Kanal über Parey
bis zur Elbe in voller Länge durchfahren. Aus diesem Grund
ist auch das Stück von Seedorf bis Parey, der sogenannte
schmale Graben auf die Abmessungen des bereits erweiterten
Querschnitts gebracht worden.
Für die Bauarbeiten bei den Erweiterungen ab 1883 bis 1891
und der Verlegung der Kanalmündung bei Parey bis 1893 hatte
Baurat Schuke in Rathenow unter Aufsicht des
Regierungspräsidenten in Magdeburg die Bauleitung.
Unterstellt für die örtliche Bauleitung der Arbeiten am
Plauer Kanal war Wasserbauinspektor Frey, für die Arbeiten
bei Parey der Regierungsbaumeister Ottmann.
Die Verlegung der Schleuse Parey und die Vergrößerung des
Profils des Plauer Kanals hatten eine veränderte Nutzung der
beiden Kanäle zur Folge. Immer mehr Plauermaßkähne kamen zum
Einsatz. Sie konnten den Ihlekanal nicht nutzen.
Es war aber auch billiger bei der Fahrt Richtung Osten sich
bis Parey die 30 km von der Elbströmung treiben zu lassen,
als bei der Nutzung des Ihlekanals für die Schleusen und fürs
Treideln zu bezahlen. Der Ihlekanal wurde immer mehr
gemieden.
Erweiterung des Plauer Kanals nach dem Entwurf von 1912
Der ständig zunehmende Verkehr, vor allem der größeren Kähne als Finowmaß (Plauer Maß: 65 x 8 m und Breslauer Maß: 55 x 8 m)
bewirkte bei der Fortbewegung mehr und mehr den Übergang von
Handbetrieb durch Treideln, Staken und Segeln zum
maschinengetriebenen Schleppbetrieb durch Schraubendampfer.
Das brachte aber zunehmend Probleme mit der schwachen
Uferbefestigung durch den stärkeren Wellenschlag. Auch
Beschädigungen der Kanalsohle, hervorgerufen durch die
Schiffsschrauben, nahmen zu. Die ausgespülten Bodenmassen
aus der Kanalmitte lagerten sich an den Seiten ab und
verminderten so die für die zugelassene Tauchtiefe von
1,60 m erforderliche Breite, was mehrfach zu nicht
unerheblichen Behinderungen im Betrieb führte. Als weiteres
Problem wurden auch zunehmend die in Kanalmitte stehenden
Brückenpfeiler und die unter der Brücke hindurchführenden
Leinpfade, die die Durchfahrbreite einschränkten, empfunden.
Der lebhafte Ortsverkehr der bis 1910 angelegten 29
Privathäfen und Liegestellen für die keine
Querschnittserweiterung vorhanden war, war besonders für die
Schleppzüge sehr hinderlich. Sie verursachten immer wieder
Betriebsstockungen und führten zu Schäden am Kanalbett.
Es kam vielfach zu Eingaben und Beschwerden, in denen
Verbesserungen gefordert wurden. Daraufhin nahm das
Wasserbauamt Genthin Vorarbeiten für eine Erweiterung der
Wasserstraße in Angriff. Der ausgearbeitete Entwurf mit
einem veranschlagten Volumen von 6 830 000 Mark vom
20.06.1912 wurde vom preußischen Minister für öffentliche
Arbeiten am 09.08.1912 genehmigt.
Der geplante Ausbau des Plauer Kanals sollte folgende
Arbeiten umfassen:
- Erweiterung des Querschnitts auf die Abmessungen des
Ems-Weser-Kanals mit ausreichender Uferbefestigung,
- Aufweiten der Krümmungen auf mindestens 500 m Radius, in
Krümmungen zusätzliche Verbreiterung
(um 5 m bei 500 m Radius, um 2 m bei 1 000 m
Radius),
- alle Brücken mit nur einer Öffnung von 40 m bei 4,33 m
Durchfahrthöhe in der Mitte und 4,20 m an den Seiten,
- Anlage von besonderen Freiarchen zur Wasserstandsregelung
an den Schleusen Kade und Plaue,
- Bau einer neuen Schleuse bei Plaue mit 67 x 10 m nutzbarer
Größe,
- gründliche Überholung der Schleuse Kade und
- erhebliche Vergrößerung des Unterhafens an der Schleuse
Plaue zur Erweiterung der Liegeplätze, wenn der Kanal
nicht befahren werden kann ( bei Nacht, Sturm
oder Nebel).
Eine Verbesserung des Ihlekanals war, weil er seine
Bedeutung seit Anlage der neuen Mündung bei Parey für den
Durchgangsverkehr fast vollständig verloren hatte, außer
Acht gelassen worden. Auch glaubte man noch, von der Anlage
von Schleppzugschleusen absehen zu können.
Karte nicht gelaufen
Verlag: Postkartenverlag Herm. Haack,
Genthin, Foto: nicht angegeben
Blick um 1915 vom Oberwasser auf die Plauer Schleuse von
1821,
(im Hintergrund über der Schleusenanlage der Schornstein
der Ziegelei von Willi Michaelis & Albert Otto zwischen
Chausseestraße und Großer Wendsee in Plaue/Havel)
Slg. H. M. Waßerroth
Die Verbreiterung des Kanals sollte hauptsächlich auf der
Südseite erfolgen und das Nordufer nur durch Packlager aus
Schüttsteinen besser gesichert werden. Größere Durchstiche
waren östlich und westlich der Derbener Brücke (1 km Länge
und 1,3 km Länge) und einer bei Altenplathow (2,2 km Länge)
und eine Reihe kleinerer in Längen von 200 bis 400 m
geplant. Die verbliebenen Altarme sollten im Winter als
Schiffsliegeplätze dienen. Am Plauer Kanal waren ca. 400
Schiffer beheimatet und sie stellten ihre Fahrzeuge bis
dahin fast immer alle im Kanal ab, was im Herbst und
Frühjahr zu großen Unzulänglichkeiten führte.
Bei der Erarbeitung des Entwurfs hatte man die weitere
Entwicklung des Kanals sehr positiv bewertet. Deshalb sollte
beim Grunderwerb gleich eine eventuelle weitere
Verbreiterung bis auf 42 m Wasserspiegelbreite
Berücksichtigung finden. Bei den Strecken, wo sich der
Kanalspiegel über das angrenzende Gelände erhebt, sollten
aus Ton oder Lehm hergestellte Dichtungen eingebaut werden.
Außerdem sollte von diesen Strecken aus ein Ausbau der
Seitengräben bis ins Unterwasser der nächsten Schleuse
vorgenommen werden. Als Bauzeit wurden 4 bis 5 Jahre
geplant. Für 1915 sind 1 000 000 Mark im Haushalt eingeplant
gewesen. Bald nach Ausbruch des Krieges kamen im Herbst 1914
viele Kriegsgefangene ins Land, die nutzbringend eingesetzt
werden sollten. In der Landwirtschaft war deren Einsatz noch
nicht hinreichend organisiert, so dass man sie bei den
Kanalerweiterungen beschäftigte. 800 Kriegsgefangene aus dem
Gefangenenlager Stendal arbeiteten vorweg schon an den 3
großen Durchstichen. Ein Betrag von 630 000 Mark war dafür
noch 1914 bereit gestellt worden. Die Wasserbauverwaltung
übernahm dafür Unterkunft, Verpflegung, alle Geräte und
Materialien. Da auch der Unterhalt für die Wachmannschaften
zu übernehmen war, fielen die Arbeiten keinesfalls billiger
aus, als wenn sie an Unternehmen gegangen wären. Die
Gefangenen konnten sich aber nicht an die für sie ungewohnte
Arbeit gewöhnen, deshalb wurden sie im Laufe des Jahres 1915
immer mehr zur Landwirtschaft abgegeben. Am 14.07.1916
verließen die letzten Kriegsgefangenen die Kanalbaustelle
und der Kanalbau ruhte bis Kriegsende.
Karte am 27.05.1919 gelaufen
Verlag und Foto: nicht angegeben
Der krümmungsreiche Verlauf des Plauer Kanals in Genthin,
weiter hinten deutlich zu erkennen der Kahn im Kanal zum
Beladen oder Löschen der Ladung, Slg. H. M. Waßerroth
Ausbau des Ihle- und Plauer Kanals nach dem Gesetz vom
04.12.1920
Die Erfahrungen aus dem Krieg hatten u.a. gezeigt, dass nach
der Eröffnung des Ems-Weser-Kanals 1916 die Lücke in der
West-Ost-Verbindung des Wasserstraßennetzes zwischen
Hannover und der Elbe nicht nur strategisch, sondern auch
wirtschaftlich nicht bestehen bleiben dürfen. Durch den
Verlust von Elsaß-Lothringen, Westpreußen und Posen war die
Umschichtung einzelner Wirtschaftsgebiete und die
Veränderung der Warenflüsse notwendig. Bereits während des
Krieges wurde der Plan der Vollendung des Mittellandkanals
wieder aufgegriffen und dann 1920 dem Landtag ein
entsprechendes Gesetz vorgelegt. Die geplante Linienführung
ging von Hannover über Peine, Allerbüttel, Fallersleben,
Oebisfelde, Neuhaldensleben, Wolmirstedt. Von dort aus
sollte ein Übergang über die Elbe die Verbindung mit dem
Netz der märkischen Wasserstraßen bei Burg a. Ihle
herstellen. In dieses Vorhaben mit einen Umfang von 435 040
000 Mark ist der Ausbau des Ihle- und
Plauer Kanals mit einbezogen worden. Am 04.12.1920 wurde das
Vorhaben zum Gesetz und 25 240 000 Mark für den Ausbau des
Ihle- und Plauer Kanal bereitgestellt. Zum 01.04.1921 gingen
alle Wasserstraßen auf das Reich über. Die Arbeiten oblagen
nun der Reichswasserstraßenverwaltung. Preußen musste sich
mit 33 1/3 % an den restlichen Gesamtkosten beteiligen. Der
Ausbau des Plauer Kanals nach dem Entwurf vom 20.06.1912 war
somit überholt.
Der Plauer und Ihlekanal mit den
Um- und Ausbauten und Planungen um 1930, Zeichnung:
Ostmann
Der neue Entwurf ging wesentlich weiter als der Entwurf von
1912. Die Erweiterungspläne für den Plauer Kanal, aber auch
Ihlekanal, standen nun im Zusammenhang mit den anderen
Reichswasserstraßen. Die Leistungsfähigkeit umfasste viel größere Verkehrsmengen in der Verbindung des östlichen
mit dem westlichen Wasserstraßennetz. Im westlichen Netz
waren bereits Kanalschiffe mit 80 x 9 x 2 m oder
Flussschiffe mit 80 x 10,5 x 1,6 m und 1 000 t Tragfähigkeit
im Einsatz, was im östlichen Netz noch nicht möglich war.
Für die neue Wasserstraße wurde 1 000 m als geringster
Radius für Krümmungen vorgesehen. Nur an einer Stelle war
ein Radius vom 730 m unumgänglich. Auf Grund der
Begradigungen mussten zahlreiche Durchstiche angelegt
werden:
- langer Durchstich bei Parey - 2,5 km (für großen Bogen des
Ihlekanals bei Bergzow),
- Genthiner Durchstich - 4,6 km (östlich von Genthin) und
- Durchstich bei Groß-Wusterwitz
(heute Wusterwitz) - 2,7 km ( ersetzt stark
gekrümmte Endstrecke bei Plaue).
Alle diese Arbeiten verkürzten nach Fertigstellung die Länge
für die Schifffahrt von 52 km auf nun 47,5 km. Die Altarme
blieben erhalten und dienten als Liegestellen für Fahrzeuge
während der Winterruhe, der Verbesserung der Fischerei, aber
auch als Lösch- und Ladestellen.
Unmittelbar nach Kriegsende, die Entwurfsarbeiten waren noch
nicht abgeschlossen, begannen im Frühjahr 1919 die
Erweiterungsarbeiten am Kanal. Sie dienten der
Demobilmachung der aus dem Krieg zurückkehrenden Soldaten,
um sie in geordnete Arbeitsverhältnisse zu überführen. Diese
Arbeitskräfte hat man an den Stellen des Kanals eingesetzt,
wo die Entwürfe bereits fertig und keine Zweifelsfragen noch
zu klären waren. Solche Arbeiten waren Erdarbeiten im
Trockenen, wo eine große Anzahl an Arbeitern beschäftigt
werden konnten, wie der Strecke Burg - Ihleburg und die Durchstiche bei
Parey und Groß-Wusterwitz.
Je nachdem, wie die bei diesen Arbeiten tätigen
Arbeitskräfte später in anderen Bereichen untergebracht
werden konnten, wurden diese Arbeiten dann gestreckt oder
zeitweise unterbrochen und ihre Fortsetzung bzw. ihre
Vollendung in den allgemeinen Arbeitsplan integriert.
Die einschneidende Begradigung der beiden Kanäle hatte auch
eine neue Koordination der Schleusenanlagen zur Folge. Alle
bestehenden Schleusenanlagen genügten den neuen
Anforderungen nicht mehr. Bei der Planung der neuen Anlagen
entschied man sich, auch aus Kostengründen und der
Verkürzung der Passierdauer, immer zwei benachbarte
Schleusen zusammen zu legen. So wurden die Schleusen
Ihleburg und Bergzow durch die Schleuse im Durchstich bei
Zerben und die Schleusen Kade und Plaue durch die neue
Schleuse bei Großwusterwitz ersetzt. Die neue Wasserstraße
hatte nun nur noch zwei Haltungen: Hohenwarthe - Zerben 21,5
km und Zerben - Großwusterwitz 31,05 km. Dadurch änderten
sich auch die Normalwasserstände und Schleusengefälle; bei der Schleuse Zerben betrug
das Gefälle 5,2 m und bei der Schleuse Groß-Wusterwitz je
nach Wasserstand der Havel bis ca. 5,0 m. Befürchtete
"gewisse Gefahren" durch die Veränderung der Wasserstände im
Kanal wurden für nicht so groß angesehen. Eventuellen
Verwässerungen des Geländes oberhalb der Schleusen ist
durch Einbringen von Dichtungen begegnet worden. Die
Schleusen selbst wurden als Schleppzugschleusen von 12 m
lichter Weite, 3 m Drempeltiefe und 225 m nutzbarer
Kammerlänge mit ausreichenden Vorhäfen angelegt.
Gleichzeitig wurde eine Erweiterung der Schleusen um eine 2.
Schleusenkammer mit eingeplant.
Der neue Kanalquerschnitt mit 33,30 m Wasserspiegelbreite
und 3,50 m Wassertiefe in der Mitte gestattete, dass auch
die größten Fahrzeuge bei Begegnungen günstige Tauchtiefen
vorfanden. Bei den von 1919 bis 1923 hergestellten Strecken
hatte man festgestellt, dass die Böschungen mit 1:2 Neigung
zu steil sind, besser wäre Neigungen nicht unter 1:2,5 oder
gar 1:3, wo ausreichend Platz zur Verfügung steht,
anzulegen.
Der Querschnitt des Elbe-Havel-Kanals um 1930, Zeichnung: Ostmann
Zu beiden Seiten des Kanals sind Leinpfade in einer
Breite von 4 m angelegt und davon 2,5 m besonders mit einem
Kies-Kohlenschlackegemisch befestigt worden. In
Auftragsstrecken, also wo der Kanal über der Geländehöhe
verläuft, wurden die Leinpfade 3 m hochgelegt, um den
Treidelbetrieb zu erleichtern und um den leeren Fahrzeugen
einen gewissen Windschutz zu bieten.
Zur Ausnutzung des ganzen Kanalquerschnitts für die
Schifffahrt und Vermeidung von Behinderungen wurde
festgelegt, dass das Laden und Löschen von Frachten an allen
Stellen des Kanals, wie bisher nach Genehmigung, nicht mehr
möglich ist. Demzufolge mussten alle Anlieger und
Beteiligte dies zukünftig in besondere von ihnen selbst zu
erstellende Liegestellen außerhalb des Kanalbettes verlegen.
Die Reichswasserstraßenverwaltung hatte die Herstellung
vielfach auf Wunsch und Kosten der Beteiligten übernommen.
Durch die Vergrößerung des Kanalquerschnittes, war auch eine
Umgestaltung der Brücken erforderlich. Die neuen Brücken
hatten in den graden Streckenabschnitten eine lichte Weite
von 41 m mit einer Durchfahrhöhe bei maximalem
Kanalwasserstand von 4,10 m in den mittleren 20 Metern. Die
Leinpfade wurden unter den Brücken auf 1,0 m über
Normalwasserstand abgesenkt, so dass der Kanalquerschnitt
unverändert unter der Brücke hindurch geführt werden konnte.
Bereits in den Jahren der Inflation 1920 bis 1923 sind die
ersten neuen Brücken, Klus- und Kriel-Brücke über den
Ihlekanal und die Groß-Wusterwitzer Brücke über den
Groß-Wusterwitzer Durchstich entstanden. Diese Brücken waren
aus Eisenbeton hergestellt, alle anderen Brücken als
Balkenbrücken aus eisernen Überbauten auf Betonwiderlagern.
Alle Brücken hatten massive Fahrbahnen. Deren Breiten und
Befestigungen, wie auch bei den Rampen, wurden nach
Vereinbarung mit den Unterhaltungspflichtigen angelegt.
Groß-Wusterwitzer Brücke im Zuge der Kreisstraße
Gr.-Wusterwitz - Plaue a. Havel nach 1922, Foto:
unbekannt
Das
Bestreben der Verwaltung bestand darin, den Plauer Kanal
vorrangig in seiner gesamten Länge fertig zu stellen, um den
Nutzen der ersten Ausbauten der Schifffahrt zwischen Havel
und Elbe zugute kommen zu lassen. Die Arbeiten am Ihlekanal
waren so getaktet, dass sie mit Fertigstellung des
Überganges des Mittellandkanals über die Elbe und des
Abstiegswerks bei Hohenwarthe fertig werden sollten. Der
Plauer Kanal war mit allen Bauwerken Anfang der 1930er Jahre
fertig. Letzte Arbeiten am Plauer Kanal waren der Ausbau
einer kurzen Strecke und Brücke bei Derben, nach
Fertigstellung der Schleuse Groß-Wusterwitz die Umrüstung
der Schleuse Plaue zur Freiarche und Dichtungsarbeiten
zwischen Kade und Groß-Wusterwitz, die den Wasserstand des
Oberwassers der neuen Schleuse Groß-Wusterwitz
voraussetzten.
Der Bau der noch heute bestehende Schleuse Groß-Wusterwitz
(Nordkammer) begann 1927 und wurde im Juli 1930
fertiggestellt. Bei dieser Schleuse bestehen Häupter und
Kammerwände aus Stahlbeton mit Klinkerverblendung und die
Sohle aus Stahlbeton. Als Verschlusseinrichtung dient im
Oberhaupt ein Klapptor und im Unterhaupt ein Stemmtor.
Die von 1884 bis 1886 gebaute (nördliche) Schleusenkammer der
Plauer Schleuse dient heute als Freiarche,
links im Vordergrund die Anlage der
Wasserturbine zur Stromgewinnung, Foto: 05.10.2018,
© H. M. Waßerroth
Karte am 27.02.1935 gelaufen
Verlag: Photo-Verlag H. Heinrich, Gr.
Wusterwitz, Foto: nicht angegeben
Schleusenkammer Wusterwitzer Schleuse, Slg. H. M. Waßerroth
Vom Ihlekanal waren bis da im wesentlichen nur die als
Notstandarbeiten von 1919 bis 1922 von Burg bis Ihleburg
einschließlich der auf dieser Strecke liegenden vier Brücken
und ein Teil des Pareyer Durchstichs mit zwei Brücken
fertiggestellt. Das noch fehlende Reststück von Ihleburg bis
zum Pareyer Durchstich in einer Länge von 6,5 km, der
Schleuse Zerben und von Straßenbrücken war der
komplizierteste Teil des Ihlekanals und erst 1938 fertig.
Der Bau der Schleuse Zerben begann 1934 und wurde 1938
abgeschlossen. Sie besteht aus Stahlbeton, wobei die Sohle
teilweise gepflastert ist und die Verschlusseinrichtungen
sind wie bei der Schleuse Groß-Wusterwitz ausgeführt.
Auch der Bau des Mittellangkanals wurde mit Inbetriebnahme
des Schiffshebewerkes Rothensee am 30.10.1938
fertiggestellt.
Ursprünglich folgte die Wasserhaltung der Strecke Hohenwarthe -
Zerben in Phasen mit niedrigem Elbwasserstand und wenig
Niederschlag im Einzugsgebiet der Ihle über die Schleuse
Niegripp dem Elbwasserstand. Mit Anschluss an den
Mittellandkanal wäre das so nicht mehr möglich, dann müsste
das Betriebswasser durch Pumpwerke ergänzt werden. Wie ein
gleichmäßiger Wasserstand im Kanal gewährleistet werden
sollte, war anfangs noch nicht genau geklärt. Die
Entscheidung fiel auf Pumpwerke, die in Häuser neben den
Schleusen untergebracht wurden und mit je 2 x 2,4 m3/s
Förderleistung ausgerüstet waren. Die Speisung erfolgt von
der Havel aus. In
Zeiten mit viel Niederschlägen musste aber auch mit mehr
Wasser, als gebraucht wird, gerechnet werden. Hierfür bekamen
die Schleusen Entlastungsanlagen in Form von
Freiarchen über die verbliebenen Altarme. Bei Wusterwitz
dient der Woltersdorfer Altkanal als Freiarche für die
Wusterwitzer Schleuse. Gleichzeitig dient diese Anlage der
Hochwasserentlastung der bei Roßdorf abzweigenden Stremme zur
Havel.
Karte am 20.01.1935 gelaufen
Verlag: Wilhelm Wuthenow, Buch- und
Papierhandlung, Genthin, Foto: nicht angegeben
Der ehemalige Plauer Kanal bei Genthin, Slg. H. M. Waßerroth
Vor dem zweiten Weltkrieg wurden die Planungen einer
Verbindung des Mittellandkanals mit dem Elbe-Havel-Kanal bei
Magdeburg immer konkreter, um eine durchgehende
Wasserstraßenverbindung zwischen Rhein und Oder zu erhalten.
Mit dem Bau der dafür notwendigen rund 1000 m langen
Kanalbrücke über die Elbe, einer Kanalstrecke auf dem
Ostufer der Elbe, und eines Doppelhebewerkes zur Überwindung
des Wasserstandsunterschiedes zwischen Mittellandkanal und
Elbe-Havel-Kanal von rund 18 m ist 1934 begonnen
worden. Das westliche Ende des Elbe-Havel-Kanals vom
Ihlekanal bei Burg bis zur neuen Schleuse bei Niegripp und
der Einmündung in die Elbe entstand als Übergangslösung bis
der Anschluss an den Mittellandkanal hergestellt sein
sollte.
Die Erdarbeiten für die Übergangslösung zum Anschluss an den
Mittellandkanal begannen im April 1936 und waren im Herbst
1937 abgeschlossen. Von 1936 bis 1938 entstand die neue
Schleuse Niegripp im Niegripper Verbindungskanal, 2,5 km
weiter Stromauf. Sie erhielt eine nutzbare Länge von 165 m
und eine Breite von 12 m. Wegen des schwankenden
Elbwasserstandes wurde sie mit beidseitig kehrenden Hubtoren
mit seitlich angeordneten Federblechen als zusätzliche
Dichtung ausgerüstet. Die Häupter wurden massiv in
Stahlbeton ausgebildet. Die Sohle erhielt eine Stärke von 4
m, unter Wasser im Kontaktverfahren betoniert. Längs- und
querverbundene Fachwerkträger, die als Ganzes an
Flaschenzügen ins Wasser abgelassen wurden, dienen als
Bewehrung. Die Kammerwände bestehen aus verankerten
Stahlspundwänden. Zur neuen Schleuse Niegripp gehört auch
ein Pumpwerk, untergebracht in einem Häuschen an der
nördlichen Böschung des Außenhafens, mit 2 x 1,5 m3/s
Förderleistung zur Wasserversorgung der Haltung Niegripp -
Zerben. Die alte Schleuse Niegripp wurde nach
Inbetriebnahme der neuer Schleuse geschlossen..
Baustelle der Elbquerung im Zuge des Mittellandkanals in
den 1930er Jahren bei Elbhochwasser, Foto:
unbekannt
An dem Bau der Kanalverbindung vom Mittellandkanal ist in
des weiter gearbeitet worden. Für die Vorlandbrücke der Kanalbrücke
über die Elbe waren Stahlbetonüberbauten als Dreigelenkbogentragwerke vorgesehen, die
sich im Abstand von rund 34 m auf Fundamente abstützten.
Die Strombrücke war als durchlaufendes Stahltragwerk über
drei Öffnungen mit einer Stützweite von 53 m bzw. 106 m
ausgelegt.
Der Bau der Elbebrücke und des Schiffshebewerkes
Hohenwarthe wurde dann jedoch wegen des Krieges 1942
schlussendlich unvollendet eingestellt.
Der Plauer- und Ihlekanal als Elbe-Havel-Kanal zu
DDR-Zeiten
Der
während des Krieges 1942 abgebrochene Bau der Elbquerung zum
Anschluss an den Elbe-Havel-Kanal bei Hohenwarthe,
hinten
das östliche Widerlage der geplanten Brücke über die
Stromelbe, Foto: August 1989,
© H. M. Waßerroth
Der Name Elbe-Havel-Kanal für den Plauer und Ihlekanal
bildete sich Anfang der 1920er Jahre mit der Inangriffnahme
der Arbeiten zum Mittellandkanal. Heute ist eher dieser Name
für den Kanal gebräuchlicher, als sein früherer Name.
Aus dem Provisorium des westlichen Endes des
Elbe-Havel-Kanals vom Ihlekanal bei Burg bis zur neuen
Schleuse bei Niegripp und der Einmündung in die Elbe wurde
nach dem zweiten Weltkrieg und in der DDR-Zeit ein
Dauerprovisorium, da einerseits an einer Ost-West-Verbindung kein großes
Interesse bestand und andererseits der Aufwand an Material
und Arbeitskraft zu hoch gewesen wäre.
Über den Elbe-Havel-Kanal führten
damals 25 Brücken, 13 davon waren
zum Kriegsende zerstört. Die Schleusen hatten nur relativ
geringfügige Schäden. Von den Sowjets sind in den meisten
Fällen zerstörte Brücken schon frühzeitig durch Notbrücken
ersetzt worden. So konnte die Schifffahrt bereits zwischen
Juni und August 1945 wieder aufgenommen werden. Nach
Beseitigung der Kriegsschäden begannen gegen Ende der 1950er
Jahre auch wieder planmäßige Instandhaltungen am Kanal.
Die Verbesserung der Tauchtiefen und sichere
Fahrwasserstände war vornehmliches Ziel. Probleme bereitete
allerdings der ständig zunehmende Verkehr. Auch die immer
größer werdenden und stärkeren Fahrzeuge bereiteten
Probleme. Es kam vermehrt zu nicht unerheblichen
Uferabbrüchen.
Von 1956 bis 1958 sind die Schützen der Schleusen
grundüberholt und zum großen Teil später die Rollkeilschütze durch Zylinderschütze ersetzt
und die elektrischen Anlagen rekonstruiert worden. Die
Untertore der Schleusen Zerben und Wusterwitz erhielten
Stoßschutzeinrichtungen wegen ständig wachsender Havariegefahr.
Zur Erhaltung der Kanalanlagen begannen ab 1973 Planungen zu
umfangreichen Bauarbeiten, die von 1979 bis 1981
durchgeführt wurden. Die damalige BRD beteiligte sich
finanziell an den Arbeiten, weil wie es hieß, ihre Schiffe
den Kanal intensiv im Warenverkehr mit dem damaligen
Westberlin sehr nutzten. Ziel der Erhaltungsmaßnahmen war
es, die vorgeschriebene Sollsohle zu garantieren. Im größten
Teil der Ausbaustrecken sind geneigte Schrägufer mit 1:3
Neigung und bis zur Sohle reichende Steinschüttungen
angelegt worden, ca. 2 km Uferstrecke erhielten aus
Platzgründen senkrechte
Stahlspundwände.
Der Zustand der Schleuse Parey hatte von ihrem Bauzustand
her (1888 errichtet) dringenden Sanierungsbedarf bzw. sollte
ersetzt werden. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Einzige
Erneuerung war der Einbau eines Hubschwenktores, in der DDR
erstmals angewandt, als Ersatz für das baufällige Obertor,
welches auf Grund seiner Lage im Elbdeich auch für die
Gewährleistung des Hochwasserschutzes der Elbe dient.
Der Elbe-Havel-Kanal war die in der DDR am stärksten
frequentierte Wasserstraße.
Schleuse Parey im Februar 2006, Foto:
Muggmag, Quelle Wikipedia
Der Elbe-Havel-Kanal im Verkehrsprojekt Deutsche
Einheit Nr. 17
Der Elbe-Havel-Kanal ist Teil der zentralen
Ost-West-Wasserstraßenverbindung, die gemeinsam mit dem
Mittellandkanal, der Unteren Havel-Wasserstraße und der
Havel-Oder-Wasserstraße vom Ruhrgebiet über Magdeburg und
Berlin bis zur Oder führt. Seit dem Jahr 2000 wurde der
Elbe-Havel-Kanal östlich des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg
ab der Schleuse Hohenwarthe bis zum „Großen Wendsee“ auf
einer Länge von ca. 56 Kilometern ausgebaut. Der Große
Wendsee bis zu seiner Mündung in den Plauer See in Höhe der
Werkamtsbrücke, besser bekannt als Seegartenbrücke, zählt
mit zur Elbe-Havel-Wasserstraße.
Über 60
Jahre das östliche Ende des Mittellandkanals am westlichen
Elbufer
bei Magdeburg,
Foto: August 1989,
© H. M. Waßerroth
Östliches
Elbufer mit dem
bereits
fertiggestellten
Widerlager der
geplanten Brücke
über die Elbe Ende
der 1930er Jahre,
gut zu erkennen das
hochgeklappte
Sperrtor, Foto:
unbekannt, Quelle: Slg. Kreismuseum Jerichower Land,
Genthin
Das Wasserstraßenprojekt als
Verkehrsprojekt Nr. 17 umfasst den Ausbau der
Wasserstraßenverbindung von Hannover nach Berlin und damit
die Verbindung der großen holländischen und deutschen Häfen
(Hamburg und Bremen) und des Ruhrgebietes mit der
Bundeshauptstadt und weiterführend bis zur Oder. Es ist
damit wichtiger Bestandteil eines transeuropäischen
Binnenwasserstraßennetzes. Der Ausbau erfolgt für moderne
Großmotorgüterschiffe mit 110 m und Schubverbände mit 185 m
Länge, 11,4 m Breite bei 2,8 m Abladetiefe mit 2.000 t bzw.
3.500 t Tragfähigkeit. Die Wasserstraße soll auf eine Breite zwischen 42 m und 55 m und einer
Wassertiefe von 4 m ausgebaut werden.
Das Projekt 17 ist jedoch mehr als
nur ein innerdeutsches Verkehrsbauvorhaben. Vor allem in
Hinblick auf eine Anbindung der Oder und somit Osteuropas
an das westeuropäische Wasserstraßennetz ist es Teil einer
künftigen europäischen Verkehrsinfrastruktur. So wurde in
einer Entscheidung des Rates der Europäischen Union die
besondere Rolle der Verkehrsinfrastruktur und die Entwicklung
eines transeuropäischen Binnenwasserstraßennetzes für den
europäischen Binnenmarkt herausgestellt und unter anderem
der Ausbau einer Ost-West-Relation als bevorzugt
voranzutreibende Aufgabe angesehen.
Ab 1990 wurde die Wasserstraßen- und
Schifffahrtsverwaltung auf dem Gebiet der ehemaligen DDR neu organisiert und das
Wasserstraßenneubauamt Magdeburg gegründet. Diesem Amt oblag
auch der Ausbau des Elbe-Havel-Kanals.
Kernstück der Wasserstraßenverbindung
Hannover-Magdeburg-Berlin ist aber zweifellos das
Wasserstraßenkreuz Magdeburg. 1942 unvollendet
stehengelassen und zu DDR-Zeiten nicht weitergeführt, ist
nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Vollendung des
Projekts 1993 in Angriff genommen und im Oktober 2003 vollendet
worden.
Am
Widerlager oberhalb des östlichen Elbeufers das
hochgeklappte Wölbtor zum Schutz vor Leerlaufen des Kanals
bei einem Schaden an der Brücke über die Elbe, Blick von der
trockenen Kanalsohle nach Westen, um 60 Jahre dauerte es,
bis Wasser diesen Abschnitt des Mittellandkanals bei
Hohenwarthe füllte, Foto: August 1998,
© H. M. Waßerroth
Entlastungsbauwerk zur Regulierung des Wasserstandes im
Mittellandkanal
bei Hohenwarthe, Blick vom trockenen Kanalbett,
Foto:
August 1998,
© H. M. Waßerroth
Die
Betonmauern der fast fertiggestellten Oberhäupter des
vorgesehenen Doppelhebewerkes bei Hohenwarthe vor dem
Abbruch, Foto:
August 1998,
© H. M. Waßerroth
Mit
Wasser gefüllte Baugrube unterhalb des vorgesehenen
Doppelhebewerkes
bei Hohenwarthe,
Foto:
August 1998,
© H. M. Waßerroth
Am 13.09.1996 lag der
Planfeststellungsbeschluss vor. Für den Neubau des
Wasserstraßenkreuzes mussten zuvor die bereits
fertiggestellten Teile von vor dem zweiten Weltkrieg
entfernt werden. Die 4 bereits fertigen Betonbögen der
Vorlandbrücke wurden gesprengt. Ihr Zustand erwies sich
widerstandsfähiger als gedacht. Bei der Überbrückung der
Stromelbe wollte man die bereits in den 1930er Jahren
errichteten Fundamentkörper nutzen, was aber an deren
Zustand scheiterte.
Die neue Kanalbrücke über die Elbe hat eine Länge von 918 m.
Ca. 1,5 km weiter Richtung Osten folgt die
Doppelsparschleuse Hohenwarthe. An ihrer Stelle sollte
ursprünglich ein Doppelhebewerk stehen. Auch hierfür waren
vor dem Krieg bereits Teile hergestellt worden, die wieder entfernt
werden mussten. Die Schleusenanlage Hohenwarthe bildet das östliche Ende des
Mittellandkanals und gewährleistet den Übergang in den
Elbe-Havel-Kanal. Die Schiffe
werden hier 18,5 m in
den tiefer liegenden Elbe-Havel-Kanal geschleust. Um den
Wasserverbrauch und damit die Kosten für das Zurückpumpen
des Betriebswassers zu minimieren, ist die Doppelschleuse
Hohenwarthe als Sparschleuse konzipiert worden. Sie wurde
wie die Kanalbrücke am 10.10.2003 für den Verkehr
freigegeben.
Der
Elbe-Havel-Kanal, Abschnitt ehemaliger Plauer Kanal bei
Kader Schleuse, Foto: 15.04.2021,
© H. M. Waßerroth
Die Leistungsfähigkeit des
Elbe-Havel-Kanals war bereits schon zu DDR-Zeiten an ihre
Grenzen gestoßen. Um den Kanal fit für die nächste Zukunft
zu machen, musste er abermals vertieft und
verbreitert werden. Zur Verbesserung der Linienführung wurden
weitere Durchstiche in Parchau und in Seedorf gebaut. Der
Ausbau ist in den Strecken, wo die Randbedingungen dies zulassen, im
Trapezprofil mit einer Wasserspiegelbreite von 55 m und
einer Wassertiefe von 4 m meist durch Nassbaggerungen
hergestellt worden. Die Böschung wurde mit Deckwerk
versehen, um ein wirtschaftliches und ökologisch günstiges
Kanalprofil herzustellen. Sie erhielten
Sicherungen aus Schüttsteinen
entsprechend dem Stand der Technik. Teilweise wurden auch
Geotextil oder Tondichtungen eingebracht. Abschnitte, die
den Ausbau im Trapezprofil nicht zuließen, bekamen ein
Rechteckprofil mit 42 m Wasserspiegelbreite und Spundwänden
an den Seiten. Von der alten Ihleburger Schleuse waren
noch Reste vorhanden, die entfernt wurden.
Baggerarbeiten im Elbe-Havel-Kanal unterhalb der
Wusterwitzer Schleuse, Foto: 22.04.2019,
© H. M. Waßerroth
Der
Elbe-Havel-Kanal, Abschnitt ehemaliger Plauer Kanal bei
Kader Schleuse, rechts ein belassener ursprünglicher Verlauf
(Nebenarm Vogelschutzinsel) nahe der heutigen Landesgrenze
Brandenburg/Sachsen-Anhalt,
Foto: 15.04.2021,
© H. M. Waßerroth
Die Schleusen Wusterwitz und Zerben erhielten jeweils südlich
der vorhandenen eine neue Schleusenkammer. Hierfür wurde mit
Weitsicht beim Bau der Schleusen in den 1920er Jahren der entsprechende Platz
bereits freigehalten. Der Bau der zweiten Kammer (Südkammer) der
Schleuse Zerben begann am 07.01.2013 und wurde am 19.03.2018
für den Verkehr freigegeben. Sie hat eine nutzbare Länge von
190 m bei einer Breite von 12,50 m.
Bei der Schleuse Wusterwitz wurde im Vorfeld des zweiten
Kammerbaus von September 2006 bis Dezember 2007 der untere
Vorhafen ausgebaut. Im September 2008 begann der Bau der
zweiten Schleusenkammer (Südkammer) der Schleuse Wusterwitz. Sie
entstand in den gleichen Abmessungen wie die zweite Kammer
in Zerben. Für 2012 war ursprünglich die Verkehrsübergabe
geplant, dann für 2014. Erst Verzögerungen beim Bau und dann
Baumängel ließen die Übergabe zur Geduldsprobe werden. Am Beton wurden
"Betonfehlstellen" von Kokusnussgröße bis hin zu zwei, drei Metern Länge
festgestellt. Ein Problem, wovon weder die Ursachen, noch
die Auswirkungen bekannt waren. Nach langwierigen
Untersuchungen und umfangreichen Sanierungen des Betons ist
die zweite Schleusenkammer dann endlich am 02.08.2022 in
Betrieb gegangen.
Blick
von der Wusterwitzer Brücke auf den Vorhafen der
Wusterwitzer Schleuse, Foto: 22.04.2019,
© H. M. Waßerroth
Mit der abermaligen Erweiterung des Kanalprofils sind auch
nahezu alle Brücken erneuert bzw. neu gebaut worden. Heute
führen noch 18 Brücken über den Kanal. In den meisten Fällen
wurden sie durch relativ einheitliche Stabbogenbrücken
ersetzt. Außerdem sind teilweise neue Betriebswege entlang
des Kanals angelegt und befestigt worden.
Heutige
moderne Stabbogenbrücke bei Kader Schleuse, Foto: 15.04.2021,
©© H. M. Waßerroth
Nach dem Ausbau können zukünftig Großmotorgüterschiffe bis
2.000 Tonnen sowie 185 Meter lange Schubverbände bis 3.500
Tonnen Nutzlast und 2,80 Metern Tiefgang die
Ost-West-Verbindung befahren. Gleichzeitig wird die
Durchfahrtshöhe an den Brücken verbessert, um einen
uneingeschränkten zweilagigen Containertransport bis zum
Westhafen Berlin zu ermöglichen.
Zur Umsetzung der Baumaßnahmen wurde der Elbe-Havel-Kanal in
10 Planfeststellungsabschnitte unterteilt und ist nun für
die Zukunft bereit.
Der
Elbe-Havel-Kanal, Abschnitt ehemaliger Plauer Kanal bei
Kader Schleuse, Foto: 15.04.2021,
© H. M. Waßerroth
aus einer Abhandlung
von 1881 zum Plauer Kanal: "Zur Geschichte des Plauer
Kanals" von Oberlehrer J. Maenss,
aus einer Abhandlung
von 1930 zum Plauer und Ihle-Kanal: "Ausbau des
Plauer und des Ihle-Kanals als Teil des Mittellandkanals"
von Oberregierungs- und Baurat Ostmann und verschiedenen weiteren Quellen
bearbeitet und ergänzt von H. M. Waßerroth
CC BY-NC-ND 3.0 de
nach oben
Vers. 1.3.0. vom 07.09.2024
|