Görden- und Bohnenländer See
Beide
Seen, der Görden-, wie auch der Bohnenländer
See, liegen nordwestlich der Stadt Brandenburg
an der Havel in einem Waldgebiet, dem
Altstädtischen Forst. Sie sind reine Waldseen
und Teil einer über weite Bereiche
ausgetrockneten glazialen Schmelzwasserrinne,
der Bohnenland-Görden-Rinne, die sich auch sehr
gut in der Topografie der Landschaft verfolgen
lässt.
Ohne Zuflüsse und nur aus
Grundwasser gespeist, haben diese Seen eine
geringe Tiefe. Ihre maximale Tiefe wird mit 2
Metern angegeben. Bei beiden Seen wird der
Wasserstand durch den Grundwasserspiegel
bestimmt. Durch künstlich angelegte
Verbindungsgräben, zwischen Gördensee und
Quenzsee und Bohnenländer See und der Havel bei
Tieckow, kann ihr Wasserstand aber reguliert
werden. Durch die fortschreitende Verlandung ist
die ursprünglich bestehende Verbindung innerhalb
der Schmelzwasserrinne zu Sumpf- und
Bruchniederungen geworden. Untereinander sind
die Seen heute nicht mehr verbunden.
Eigentlich sind beide Seen
sterbende Seen. Bei dem in Nord-Süd-Richtung
liegenden, 1,1 km langen und an seiner
breitesten Stelle nur 150 Meter breiten
Bohnenländer See ist der Verlandungsprozess
schon recht weit fortgeschritten. Ein dichter
Schilfgürtel und weite Seerosenteppiche engen
die freie Wasserfläche immer mehr ein. Die
durchschnittliche Wassertiefe von 1,2 Metern
bietet dafür im nur 14,4 Hektar großen
Bohnenländer See ideale Voraussetzungen.
Vornehmlich bei den Wasservögeln, wie Schwänen,
Stockenten und Lietzen (in dieser Gegend
mundartlich, besser bekannt als Blässhuhn,
gehören sie zur Familie der Rallen) ist der See
ein bevorzugtes Revier. In seinen Uferregionen
fühlen sich Frösche und auch Ringelnattern wohl.
Bohnenländer See, Blick
nach Norden, Aufnahme 11.09.2013
© H. M. Waßerroth

Bohnenländer See, Blick
von Osten, Aufnahme 11.09.2013
© H. M. Waßerroth
Der größere See von beiden
ist der Gördensee. Mit 1,3 km Länge und an
seiner breitesten Stelle, von Ost nach West, mit
400 Metern bedeckt er eine Fläche von rund 43
Hektar. Um den Verlandungsprozess aufzuhalten
bzw. zu verlangsamen, wurde bereits eine
Auskrautung in den 1920er Jahren vorgenommen und
das Einsetzen eines Saugbaggers in den 1960er
Jahren versucht.

Foto: unbekannt
Gördensee, vor der
Auskrautung in den 1920er Jahren,
© Repro Slg H. M. Waßerroth

Foto: unbekannt
Gördensee, Auskrautung in
den 1920er Jahren,
© Repro Slg H. M. Waßerroth

Gördensee, Aufnahme
05.08.2013
© H. M. Waßerroth
Der Name Gördensee ist von
dem nahen Vorwerk Görden abgeleitet worden und
setzte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts
während der Industriealisierungsepoche mit der
starken Besiedelung des Vorwerks durch. Heute
ist der Görden ein Stadtteil von Brandenburg an
der Havel. Sein Name leitet sich von dem
slawischen ‚gorne‘, was so viel heißt wie
‚Fischer mit oben, hoch gelegener Siedlung, ab.
Der eigentliche Name des Sees in geschichtlicher
Zeit war Zummel und ist ebenfalls slawischen
Ursprungs. Heute hält sich dieser Name nur noch
für den nördlichen, stark verlandeten Teil des
Sees.

Gördensee, Blick
Richtung Zummel, Aufnahme 05.08.2013
© H. M. Waßerroth
Auch der Name des
Bohnenländer Sees wurde von einem nahen Vorwerk
abgeleitet. Das Vorwerk Bohnenland legte die
Altstadt Brandenburg vor 1684 auf der Feldmark
des ehemaligen Dorfes Gorne an. Von einem
früheren Flurnamen übernommen bedeutet
‚Bohnenland‘: „Ort, an dem Bohnen angebaut
werden“.

Foto: unbekannt
Bohnenländer See, Mitte
der 1920er Jahre,
© Repro Slg H. M. Waßerroth
Beide Seen mit ihrer
waldreichen Umgebung sind ein ideales
Naherholungsgebiet und werden schon seit langem
in dieser Richtung genutzt. Ufernahe Wanderwege
umrunden die Seen. Beim Bohnenländer See ist der
Wanderpfad 3,3 km lang. Während das Westufer
relativ flach in das Gelände ausläuft, ist das
Ostufer recht steil mit einer etwa 6 Meter
aufragenden Uferböschung. Streckenweise ist kaum
noch Platz für den Uferpfad. Um den See ist der
Baumbestand mit Kiefern, Weiden, Birken, Linden,
Eichen u.a. recht vielfältig. Nur etwa 600 Meter
nordnordwestlich der nördlichen Seespitze lockt
ein Naturdenkmal, die "Bohnenländer Eiche" an
einem Waldrain, oder von gleicher Seespitze 200
Meter nach Osten die bekannten Schwedenwälle.
Über 700 Meter ziehen sie sich weiter nach
Osten.

Uferweg am Bohnenländer
See, Ostufer, Aufnahme 11.09.2013
© H. M. Waßerroth

Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt
Ausflug an den
Bohnenländer See, hier auf einer alten
Ansichtskarte, 1910 abgestempelt

Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt
Und hier noch
eine andere alte Ansichtskarte vom Bohnenländer
See
Der Gördensee und Zummel wird
von einen 6,3 km langen Wanderweg umrundet.
Zahlreiche sportliche Laufdisziplinen werden
hier schon seit einiger Zeit abgehalten.
Beispielsweise entwickelte sich hier der
rbb-Lauftreff zum "Laufpark Gördensee". Am
östlichen Ufer des Gördensees befindet sich ein
beliebter Badestrand, der gern im Sommer von
Erholungssuchenden aufgesucht wird. Aber auch in
der kalten Jahreszeit lockt der See auf Grund
fehlender Strömungen mit einer schneller stabil
werdenden Eisfläche ohne gefährliche
Störungszonen, was die Eissportler sehr zu
schätzen wissen.

Gördensee, Blick zur
Badestelle, Aufnahme 05.08.2013
© H. M. Waßerroth
Durch den damaligen
Oberbürgermeister Brandenburgs, Dr. Wilhelm
Sievers (OB von 1938 bis 1945), wurde mit
Weitsicht das Landschaftsschutzgebiet ‚Gördensee
– Bohnenländer See‘ gesichert. Heute ist dieses
Gebiet in das Landschaftsschutzgebiet
„Westhavelland“ integriert.
Name |
Größe |
max. Tiefe |
Mittl. Tiefe |
gr. Länge |
gr. Breite |
Gördensee |
42,9642 ha |
2,00 m |
|
1300 m |
400 m |
Bohnenländer See |
14,4327 ha |
2,00 m |
1,20 m |
1100 m |
150 m |
(Länge und Breite sind effektive Werte)
Stand 03.04.2012,
LUGV Brandenburg, Ref. Ö 4
Aus verschiedenen Nachschlagewerken,
bearbeitet und ergänzt von H. M. Waßerroth
Vers. 2.0.0. vom 13.02.2016
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