Straßenbahn der Stadt Brandenburg an der Havel

     

Die erste Straßenbahnlinie in Brandenburg an der Havel wurde vor nun schon über 100 Jahren am 01.10.1897 erster Abschnitt und am 12.11.1898 der Rest als Ringlinie mit Pferdebetrieb in einer Spurweite von 1000 mm eröffnet. Die in diese Linie gesetzten wirtschaftlichen Erwartungen erfüllten sich aber nicht. Deshalb wurde der Ringverkehr 1901 wieder aufgegeben und durch Netzerweiterungen zwei neue Linien in Betrieb genommen: (Neust.) Rathaus - Schlachthof - Planebrücke und Staatsbahnhof - Kasernen (Magdeburger Straße), 1904 verlängert bis zum Altst. Bahnhof der Brandenburgischen Städtebahn.

     

Pferdebahn in der Jacobstraße, Linie zur Planebrücke, auf einer 1904 gelaufenen Postkarte

Slg. H. M. Waßerroth

Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

     

Im Jahr 1901 gab es ab 05. Juli auch einen planmäßigen Einsatz eines Pferdeomnibusses vom (Neust.) Rathaus über den Dom zum Bahnhof Krakauer Tor der Westhavelländischen Kreisbahn. Dieser Omnibusverkehr bestand mindestens bis Herbst 1913.

     

Seltene Aufnahme des Pferdeomnibusses zur Krakauer Straße, hier an der Haltestelle (Neust.) Rathaus bei der Eröffnung der Linie am 05.07.1901 auf einer am 18.10.1905 gelaufenen Postkarte, Slg. H. M. Waßerroth

Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

     

Zum 01.04.1910 erwarb die Stadt Brandenburg die Pferdebahn von der Kommanditgesellschaft "Brandenburger Straßenbahn Havestadt, Contag & Co in Brandenburg als Erbauerin und Betriebsführerin der Pferdebahn. Gleichzeitig beschloss man den Umbau in einen elektrischen Betrieb. Bereits ein Jahr später, am 01.04.1911 konnte auf der Linie Staatsbahnhof - Kasernen - Altst. Bahnhof der elektrische Betrieb feierlich eröffnet werden. Am 16.04.1911 folgte der elektrische Betrieb auf der Strecke Rathaus - Planebrücke. Der Pferdebahnbetrieb wurde dann am 20.04.1911 eingestellt. Ab 15.10.1911 fuhr die Straßenbahn sogar bis in die Brielower Straße. Diese Linie hatte aber nur wenige Jahre Bestand.

   

Eröffnung elektrischer Betrieb, Aufnahme Ecke Steinstraße/Hauptstraße, Karte am 10.05.1911 gelaufen

Verlag: Friedrich Schroeder, Brandenburg a. H., Foto: unbekannt

      

Durch den Bau und die Inbetriebnahme einer neuen Strecke von der Fouquéstraße, ab 23.06.1912 erst bis zum Caféhaus Görden (später Waldcafé), und ihre Verlängerung bis zur Landesanstalt Görden (heute Asklepius-Klinik) am 24.12.1912 erfuhr das Brandenburger Straßenbahnnetz eine wesentliche Erweiterung. Mit gleichem Datum nahm die Straßenbahn der Stadt Plaue (Havel), damals noch selbstständige Stadt, ihren Betrieb ab Landesanstalt Görden nach Plaue auf. Fuhren die Bahnen anfangs von der Fouquéstraße bis Plaue (Havel), begann ihre Fahrt ab 01.04.1913 am Staatsbahnhof. Nach erfolgter Verlängerung von Plaue nach Kirchmöser West am 09.09.1917 zur damaligen Pulverfabrik, dann Reichs-Eisenbahnwerk Brandenburg West (heute Werk für Gleisbaumechanik), ermöglicht durch den Bau der Seegartenbrücke, hatte diese Linie eine Länge von 14,34 km. Zwischen Staatsbahnhof und Plaue wurden auch Post und Güter befördert, wofür extra Fahrzeuge beschafft wurden. Heute fährt nach Kirchmöser und Plaue keine Straßenbahn mehr.

Die Straßenbahn der Stadt Brandenburg hat die Jahre in einem ständigen Auf und Ab überdauert. Nach einem Beschluss vom 25.04.1963 sollte sie sogar schon stillgelegt werden. Als erstes traf es die Strecke von der Jacobstraße (damals Otto-Nuschke-Str.) bis zur Planebrücke. Ab 19.12.1965 fuhren hier Busse. Trotzdem hat sich die Straßenbahn bis heute als modernes und vor allem umweltfreundliches Nahverkehrsmittel behauptet. 

     

Ein ehemaliger Pferdebahnwagen ist zum Salzstreuwagen 122 umgebaut worden. Beim Pressefest der "Märkischen Volksstimme" im September 1954 diente er noch einmal als Pferdebahnwagen, hier in der Otto-Nuschke-Straße (heute wieder Jacobstraße) an der Einmündung Ernst-Thälmann-Straße (heute wieder Große Gartenstraße), Aufnahme: © A. Waßerroth

Slg. H. M. Waßerroth

     

8-Fahrtenkarte der Brandenburger Straßenbahn, Slg. H. M. Waßerroth

      

Vers. 1.6.0. vom 05.09.2020

© Harumi Michelle Waßerroth